Fragen an die Guerilla Gourmets


 

„Erklär doch mal Andi, was hat es mit euren „Gorillias“ auf sich, - nach was für Läden sucht ihr?“ Gefühlte tausend Mal sind mir in den letzten zwei Jahren Fragen wie diese gestellt worden, doch was soll man da antworten? Authentisch muss es sein, - klar! Mit Liebe gekocht, lecker, nicht zu teuer, irgendwie speziell, ungewöhnlich, …

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt mit einem kurzen Halbsatz zu antworten: „so ähnlich wie bei Hakim.“ Zumindest im Großraum Heidelberg weiß spätestens jetzt jeder um was es geht. Hakims Imbiss- und Steakhaus ist der schweinefleischgewordene Inbegriff dessen, wonach die Guerilla Gourmets auf der Suche sind. Versteckt im Gewerbegebiet-Niemandsland hinter den US-Army-Baracken, neben Steinmetzbetrieb und Taxi-Tankstelle erstreckt sich die kulinarische Neverland-Ranch der kleinen Leute, das Mekka aller Atkins-Diät-Gläubigen, der Tempel der kross gebratenen Schweinerippe. Auf einem kleinen, umzäunten Schotterplatz steht dort ein alter Imbisswagen in welchem der stets gut gelaunte Hakim seine Kundschaft bewirtet. Ein Geheimtipp ist das wahrlich schon lange nicht mehr. Die Geschichte des sympathischen Afghanen, den es auf den Irr- und Umwegen des Lebens nach Heidelberg verschlagen hat und der sich in mittlerweile 17 Jahren, schweinefleisch-brutzelnd zum gastronomischen Schutzpatron des „US Army Headquarters Europe“ gemausert hat, ist einfach zu gut um es nicht in die Medien zu schaffen. Seit Jahren taucht Hakim daher immer wieder in den Feuilletons auf, findet seinen Weg in die Bücherregale der Republik, lächelt einen auf diversen TV Sendern schelmisch an oder ist der kürzlich eingestellten, regionalen Event-Journaille eine Doppelseite wert.

In diesem Fall heißt die Devise aber ausnahmsweise: Believe the Hype!

Bestellt wird direkt am Tresen, welcher über und über mit Dankesurkunden diverser Infanterie-Bataillons, Zeitungsschnipseln und Kitsch-Nippes dekoriert ist. Neun von zehn Gästen nehmen die Spareribs die vollkommen zurecht als die mit Abstand besten diesseits des Atlantiks gelten. Anders als man es sonst kennt, werden sie nämlich nicht in glibberiger Schinkenmarmelade mariniert, die sich vielerorts Barbecuesoße schimpft, sondern in einem Geheimverfahren gekocht, und anschließend unter Zugabe einer noch viel geheimeren Spezial-Gewürzmischung kross gebraten. Ähnlich legendär sind die Steak-Sandwiches, die dick mit gedünsteten Zwiebeln und Champignons belegt und üppigst mit Käse überbacken, den Verdauungsorganen das Äußerste abverlangen. Gut Ding will Weile haben und stressen lässt sich Hakim wirklich niemals. Also bedient man sich an einem der frei zugänglichen Kühlschränke mit einem „Waldpils“, aus einer sympathischen kleinen Brauerei, die ihren Stammsitz unweit entfernt, mitten in der „Einöde des Kraichgaus“ hat. Bei schlechtem Wetter nimmt man unter der wunderbar zusammengestückelten Patchwork-Pergola Platz, staunt über den vielen Krempel der überall herumsteht und lauscht dem ungewöhnlichen Musikmix der aus Hakims alter Stereoanlage herüberklingt. Bei Sonnenschein sucht man sich einen der vielen ausgemusterten Bürostühle und beobachtet das Treiben während man auf sein Essen wartet. Zu sehen gibt’s eine Menge! Amerikanische Elite-Truppen die hungrig aus ihrem Humvee springen als seien sie gerade vom Einsatz in Kandahar zurückgekehrt, den alten Mann der die Getränkeeinkäufe für Hakim mit einer Sackkarre erledigt, Multi-Kulti-Kids aus der Nachbarschaft auf BMX-Rädern die sich ne Coke holen, oder mittlerweile auch Studi-Hipster die alles total „real“ finden, und die das Treiben irgendwie an die Bar 25 („so wie sie früher mal war“) erinnert. Plötzlich hört man Hakims Stimme rufen: „Spareribs und Pommes?“ – „Das ist für mich“, also schnell hin! Die Portionen sind so mächtig, dass man seinen Augen kaum trauen mag. Noch unfassbarer ist aber, dass es so fantastisch lecker schmeckt, dass man die gewaltige Portion dann doch meistens bis zum letzten Knochen blank nagt. Wenn man sich anschließend vollkommen fleisch-high von der Rippchen-Orgie erholt, röchelt Hakims beeindruckend wohlgenährter Hund an einem vorbei, und man spielt fast zwangsläufig mit dem Gedanken einen vegetarischen Monat einzulegen.

Genau so muss „Gorillia“ sein: Einzigartig im Geschmack, mit viel Liebe gekocht, bisschen ab vom Schuss, extrem lecker zubereitet, übertrieben, reichhaltig, sympathisch serviert, fair kalkuliert, eben genau so „wie bei Hakim“. Noch Fragen?

 

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Text: Andreas Stanita

Gast