Interview IDC Records

Rugged Audio und IDC Records aus Darmstadt stehen für ursprünglichen Hip Hop Sound, außergewöhnliche Bookings und Parties mit Straßennähe.Wir traf die Köpfe hinter beiden Projekten, Tosh Taylor, Quickness und Dan, um mit Ihnen über ihre Herkunft, ihren Sound, die Hip Hop Kultur und ihrer Beziehung zu selbiger zu reden.


Tosh Taylor, Du hast Rugged Audio gegründet. Wie bist Du zu Rap gekommen?
Früher war ich oft skaten, da gab es zwei Lager: Skatepunk oder Hip Hop. In irgendeinem Skate Video stieß ich dann auf Gang Starrr, D.I.T.C. und weitere Acts der goldenen Ära des U.S. Rap. Ab da waren nur noch Hip Hop und Rap da.

Du produzierst ja auch selbst Beats. Welchen Einflüssen unterliegst Du beim Produzieren?
Keinen speziellen. Ich produziere seit langem Musik, die Crate Digger Sachen hatten wahrscheinlich den größten Einfluss darauf, DJ Premier, Pete Rock, Diamond D und das ganze D.I.T.C . Umfeld. Künstler, welche sich viel und tief mit Samples beschäftigen, sich damit auseinander setzen, und so gut gedigged haben , dass man kaum kennt, was sie ausgraben. . Ich mach nicht nur Hip Hop Beats, bzw. nicht nur rein Hip Hop, sondern auch elektronisch beeinflusste Sachen. Zentral ist aber schon eher der Retro/ Boom Bap Sound, weil ich darauf einfach Bock habe. Sagen wir ich vertrete einen klassischen Ansatz, von dem ich auch hin und wieder abrücke.

Wie diggst Du deine Samples?
Klassiker: Plattenladen. Eher Soul und Jazz unbekannterer Interpreten. Ich wähle eher kürzere Samples als lange, um variieren zu können. Meine Platten beziehe ich auch gerne von Flohmärkten, Plattenläden im Ausland, oder eben dem Internet. Im Moment ist mein liebster Plattenladen sogar in Darmstadt: „Musik als Hilfe“- ein Laden von DJ Chromo. 

National, wie ist deine Meinung zu anderen deutschen Produzenten? Müssen sich deutsche Produzenten international noch verstecken?
Überhaupt nicht. Hier gibt es mittlerweile so viel feierbaren Sound! Shuko, Figub, die Betty Ford Boys… alle sehr kreativ. Ein Produzent kann hier im Moment alleine (ohne MC) was reißen, kann über Instrumentals  etwas ausdrücken und die Leute wissen das zu schätzen. Das freut mich ungemein.

Zu Rugged Audio: Wann hattest Du die Idee dazu?
2004 entstand IDC und dann 2010 Rugged Audio. Wir waren zu dritt auf DJ Gigs konzentriert und aufs Party machen mit Sound, den man feiert. In Darmstadt hat lange eine Konzertreihe nach unserem Geschmack gefehlt, es gab immer nur vereinzelt Events. Rugged Audio hat sich schließlich mit der  „ Goldenen Krone“ gutgestellt, welche über einen, für Hip Hop Konzerte lange nicht genutzten, Konzertsaal verfügt. Tone war damals das erste Rugged Audio Konzert. Es war meine eigene Sache und natürlich auch mein eigenes Risiko. So ist es heute immer noch.

Wer waren Eure einprägsamsten Artists, im Positiven wie im Negativen?
Auch im Underground Bereich gibt es eine hohe Professionalität. Kaum einer hatte krasse Allüren oder Ansprüche. Auch wenn Hip Hop eine Nische darstellt, gibt es viele Profis, die viel spielen. Am professionellsten war bisher Masta Ace. Wie er auftritt, auf der Bühne und gegenüber den Veranstaltern und  wie er mit den Fans umgeht. Aber eigentlich nehmen alle Hip Hop Artists auf diesem Level  die Sache ernst und agieren professionell.

Welche Wunschartists würdest Du denn gerne mal buchen und warum?
Gang Starr, wenn das noch gehen würde. Weil damit einfach alles angefangen hat. Ansonsten Klassiker wie die Stiebers, Show & AG aber auch frische Artists wie Joey Bada$$, Oddissee oder die Flatbush Zombies. Ich habe mir aber schon viele Wünsche erfüllt.

Zu IDC Records: Was ist speziell am Standort Darmstadt? Oder an hessischem Rap?
Bezogen auf Darmstadt: Er unterscheidet sich schon von den Strömungen der großen (Haupt-)städte. Viel persönliche Erfahrungen, Probleme, viel zwischen den Zeilen. Es ist eine kleine Szene von Menschen, die Musik machen. Hier kennt jeder jeden. Es  gab um 2000 viele Crews, die Jams oder Alben gemacht haben, heute gibt es die fast alle nicht mehr. Damals waren die Strukturen viel dünner. Heute kannst du mit den richtigen Kontakten relativ schnell gepusht werden. Aber viele Künstler in Darmstadt hatten auch nie den Anspruch groß rauszukommen. Genug großartige Künstler entscheiden sich ja bewusst dagegen. Durch das Internet und die neuen Netzwerke hat heute aber jeder die Gelegenheit, das selbst in die Hand zu nehmen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt bezüglich Locations und Parties?
Eigentlich sehr angenehm. Es gibt kompetente Ansprechpartner und hinsichtlich des alljährlich stattfindenden Herrngarten Jams eine super Jugendförderung. Und viele Leute die uns unterstützen und ohne die es gar nicht möglich wäre, hier diese Events anzubieten.

IDC- wohin wollt ihr damit? Wie sind die Perspektiven?
Es ist nach wie vor ein Liebhaber-Ding. Unser Ansatz ist nicht Mainstream. Wir haben  auch schon an einigen speziellen Locations keine Party veranstaltet, weil dort sonst immer eine ganz andere Art Hip Hop läuft die einfach nicht zu uns passt. Wir werden es bewusst bei dem Nischen-Ding belassen.

Ist IDC also genau da, wo es sein soll?
Ja, eigentlich schon. Mit der Zeit ist viel Gutes passiert und entstanden. Was die Essenz der Geschichte betrifft, waren wir uns auch immer einig. Unsere Ansätze sind zwar auch verschieden, ergänzen sich auf den Parties aber immer. Wir müssen uns auch vor niemandem hier verstecken. Für eine Stadt wie Darmstadt bieten wir sicherlich Qualität. Jetzt geht es darum das Niveau zu halten, cool zu bleiben und Spaß zu haben. Dieses Jahr feiert IDC sein 10-jähriges Jubiläum. Stay tuned!

Next IDC Date:
IDC Herrngarten Jam #7 /02.08.2014/ Darmstadt Herrngarten  (Basketball Court) / 12 – 22 Uhr

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Text: Jonas Hartmann (JH), Patrick Knobbe (KP)

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