Interview Oliver Schories

Anstatt allzu minimalistisch vor sich hin zu plätschern, strotzen Oliver Schories’ Stücke vor Facettenreichtum, Tiefe und Kontrasten: emotionale Berg- und Talfahrten quasi. 2011 war sein Jahr – 2012 scheint sich nahtlos anzuschließen. Mit über 40 Tracks, Remixes und seinem Debutalbum „Herzensangelegenheit“ hat sich Oliver in kürzester Zeit positioniert. Wir haben ihm einige Fragen gestellt, bevor er im Oktober erstmals live im Rhein-Neckar-Gebiet zu hören sein wird.

Oliver, manche handeln dich als den deutschen Durchstarter 2011, erklär uns doch bitte mal dein Erfolgsrezept.

Ich würde das alles nicht so aufbauschen wollen. Ich fühle mich jedenfalls nicht als Durchstarter, und ich glaube auch nicht, dass es da ein (Erfolgs-)Rezept gibt. Ich lege schon seit weit über 10 Jahren Platten auf und seit einem guten Jahr ist das Ganze jetzt über lokale Grenzen hinaus geschwappt. Im Prinzip ist nichts anders als all die Jahre zuvor. Aber ich freue mich natürlich sehr darüber, dass meine Musik scheinbar einigen Leuten gefällt und ich sie damit glücklich machen kann.

Deine Musik trifft den Nerv der Zeit – speziell nach dem allgemeinen Abgesang auf „Minimal“- und wird oft zu Recht als „organisch & warm“ tituliert. Wie würdest Du sie beschreiben – was inspiriert Dich, und wo geht’s hin?

„Organisch & warm“ würde ich unterschreiben. Und vielleicht noch „groovy“ hinzufügen. Und dabei bleibt es vorerst auch. Ich bastele gerade am zweiten Album, was insgesamt etwas „runder“ zu werden scheint, als das erste. Inspirationen können immer und überall auftauchen. Ich erzähle da immer gern die Geschichte vom Coldplay-Edit. „Paradise“ habe ich auf dem Flug in die Schweiz gehört, weil es das Kabinenlied der Airline war.

Wer Dich bucht, möchte den „Schories-Sound“ – sprich ein Liveset Deiner Produktionen. Deine Wurzeln liegen allerdings, wie die so vieler anderer, im Djing. Mal ehrlich: Kannst Du Deine eigenen Tracks noch hören? Und schwieriger: Was sind Deine eigenen Favoriten?

Ganz ehrlich, momentan ist es schwierig. Ich habe echt sehr großen Spaß am Auflegen und spiele derzeit recht wenig live. Lieber ein DJ-Set mit ein paar mehr Eigenproduktionen. Aber nach den vielen Open-Air-Gigs diesen Sommer müssen „Wildfang“, „Paradise“ und co. für mich nicht unbedingt immer sein. Ich glaube es ist sehr schwer, die eigene Musik objektiv zu bewerten. Jeder Track ist unter bestimmten Umständen entstanden und hat für mich eine eigene Geschichte. Ich mag „1080p“ ganz gern, eine recht unbekannte Scheibe die nur auf Vinyl erschienen ist. „One More Dance, Jules“, und „Janna“ kann ich auch immer hören.

Ich verzichte mal bewusst auf die allzu oft gelesene Frage, was Dir an der Szene gefällt und Dich freut. Erzähl mir mal, was Dir so richtig auf die Nerven geht als Künstler.

Früher ging mir so richtig auf die Nerven, wenn der DJ vor mir um 1 Uhr schon mit 135 BPM unterwegs war. Das ist mir inzwischen egal, und ich bremse das Geschehen dann einfach ab. Was mich dieses Jahr am meisten nervt, ist, dass viele Clubs keine ordentlichen Plattenspieler und Nadelsysteme mehr haben. Da wird es einem mit Vinyl oder Timecodes oft nicht leicht gemacht.

Kaum hat sich Dein Erstlingswerk „Herzensangelegenheit“ in die Gehörgänge und Herzen vieler gegraben, kündigst Du Dein 2. Album an. Wann dürfen wir das erwarten, wie produzierst Du und wie schaut ein typischer Tag im Studio von Oliver Schories aus?

Wann genau kann ich noch nicht sagen, da ich es nicht abschätzen kann, wie lange es dauern wird. Man setzt sich natürlich einen Termin in den Kopf und schaut dann, ob es klappen könnte. Das wäre der 16.03.2013 – ein Jahr nach „Herzensangelegenheit“.

Ein typischer Tag im Studio beginnt morgens um 10 und endet zwischen 23:00 und 00:00 Uhr, je nachdem wie es läuft, wie viele Pausen, Pizzen und Kaltgetränke dazwischen kommen. Wir sind ja im Studio zu zweit, und wenn ich mal eine kreative Pause brauche, macht Manuel weiter und umgekehrt. Wir haben da über die Jahre einen ganz guten „Workflow“ entwickelt und sind selbst oft über uns erstaunt, wie diszipliniert wir arbeiten können, wenn wir wollen oder müssen.

Als Abschluss noch die Frage an den DJ: Was sind Deine Top 3 Tracks des Jahres bis dato?

  1. Justin Martin – Don’t go

  2. Marc Depulse – Westbalkon (Alex Q Remix)

  3. Playmodul - Lupita

Next Date:
02.10.2012 – HeARTbeat @ Ziegler Heidelberg

Interview: MG

 



 

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