Tech Talk mit Jason Emsley

Modularsynthesizer und andere Spielereien

Jason Emsley, der ursprünglich aus dem sonnigen Kalifornien stammt, lebt momentan in London, der Stadt in der er auch Sound Design studiert hat. Dort arbeitet er bei Native Instruments als Produktspezialist für Traktor sowie die MASCHINE und bringt Acts wie LTJ Bukem, Adam F oder Dub FX die Technik näher. Daneben schreibt Emsley Anleitungen für Musikequipment und unterrichtet den Umgang mit Musikproduktionssoftware an einer Schule in New York. Außerdem bespielte er als Live-Act Clubs wie das Berghain und ist mit Releases auf Labels wie Siteholder und Platzhirsch zu Hause. Philipp Kipphan traf Jason zu einem Gespräch mit Tiefgang.

subculture: Hallo Jason! Wie du mir berichtet hast, bist du stolzer Besitzer eines modularen Synthesizer-Systems.

Jason Emsley: Richtig. Seit ich elektronische Musik mache, war wohl die beste Entscheidung mich Hals über Kopf in die Welt der Modular-Synthesizer zu stürzen.

sc: Kannst du uns das näher erläutern.

JE: Es hat meine Art der Herangehensweise an jede noch so kleine Feinheit maßgeblich verändert, vom Recording der einzelnen Sounds bis hin zum Mixdown.

sc: Warum nutzt du ein solches angestaubtes System und worin liegen für dich die Vorteile dieser Arbeitsweise?

JE: Auf den ersten Blick scheint die Arbeit mit Modulen in der Tat nicht sehr attraktiv. Wenn du noch nie einen Synthesizer benutzt hast, kann es ziemlich frustrierend sein. Du kommst deutlich langsamer zum Ziel als vielleicht mit einem desktop-basierendem Synthesizer. Modulare Synthesizer gehen an die Wurzel der Prinzipien der Audiosysthese. Die Arbeit damit bietet einige meiner Meinung nach entscheidende Vorteile. Die Mehrzahl der Desktop Synthesizer, Keyboards und Plug-Ins funktioniert mit einem festen Signalweg, das heißt der Sound geht von A zu B zu C. Das ist im Prinzip nicht falsch, aber es ist extrem schwer nachzuvollziehen, woher das Signal kommt und wohin es geht. Üblicherweise ist dieser Weg nur über verschachtelte Menüs auf winzig kleinen Displays zu erkennen. Auf diese Art kommt man natürlich kaum dahinter, wie ein Synthesizer im Detail funktioniert. Bei einem Modularsystem verbindest du die Module mit Patchkabeln und stellst jeden Parameter per Hand ein. Selbst wenn es dich nicht näher interessiert was unter der Oberfläche passiert, hörst du trotzdem was die Steuerspannung bewirkt oder wie ein Hüllkurvengenerator ein Audio Signal moduliert. Du glaubst nicht wie viele Möglichkeiten es gibt ein Signal zu routen! Natürlich kannst du in einem fest gebundenem System LFOs und andere Parameter ansteuern, aber mit einem Modularsystem kannst du jeden Output auf nahezu jeden Input routen. Und du lernst, analoge Distortion und Feedback kreativ einzusetzen.

sc: Mit welchen Modulen arbeitest du in deinem Studio?

JE: Mein eigenes Setup wächst ständig, im Moment habe ich den 3-reihigen Doepfer A100 Transportkoffer. Als Oszillator habe ich den Livewire Audio Frequency Generator, den Harvestman´s Piston Honda und Tiptop Audio´s Z3000. Jeder einzelne bietet völlig andere Möglichkeiten, wenn es darum geht den Sound zu definieren. Als Filter verwende ich TipTop´s Z2040 und Harvestman´s Polivoks VCF. Von dort aus kann ich in den Cwejman VCA 4MX Quad VCA Mixer, Doepfer's Quad ADSR, Livewire's Vulcan Modulator LFO und eine Handvoll andere nützliche Module wie Doepfer's MIDI-CV Convertor ansteuern. Den MIDI-CV zum Beispiel benutzt man zur Synchronisierung mit MIDI oder wenn das Modul als klassischer Synthesizer gespielt werden soll, das Doepfer's Multiples Modul zur Vervielfältigung eingehender Signale, zur Ansteuerung von LFOs, oder um Clock Signale abgreifen zu können.

sc: Welche Module sind für dich aus deiner Musik nicht mehr weg zu denken und warum gerade diese?

JE: Wenn ich mich für ein paar Module entscheiden müsste, wären es der Tiptop's Z8000 Matrix Sequencer, das ist ein 4x4 Step Sequenzer mit unglaublicher Patterntiefe. Tiptop's Z-DSP ist für mich ein unerlässliches Delay, mit einer großen Anzahl an Einstellungsmöglichkeiten. Von 4ms kommt das Rotating Clock Divider Modul, das z.B. eingehende Clock Signale teilen kann. So kann ein 128 BPM Clock Signal in 1/1 bis 1/64 ausgegeben werden. Im Grunde verwandelt es dein Modularsystem in ein quirliges Rhythmusmonster. Und zwei Intellijel Module: der µStep und der µScale. Zusammen lassen sie dein monophones Modularsystem zu einem polyohonen Synthesizer mutieren, der imstande ist, musikalische Intervalle zu generieren.

Rebecca Neff