Was für ein Theater – Theater der Welt 2014

23. Mai bis 8. Juni

Ihr habt euren Sommerurlaub schon gebucht? Ganz schlecht, denn das Programm des diesjährigen ‚Theater der Welt’ ist so überwältigend, dass man sich fast Urlaub dafür nehmen sollte. Ab dem 23. Mai wird das vom Nationaltheater Mannheim ausgerichtete Festival ganz Mannheim auf Trab halten und wirklich jeder Geschmack wird versorgt. Über 30 Produktionen von Künstlern aus aller Welt, zwei Stadtraumprojekte und vier Uraufführungen gilt es zu bestaunen. Eröffnet wird die 13. Ausgabe des Festivals des Internationalen Theaterinstituts mit einer Rede des Internetaktivisten Jacob Appelbaum zum Thema Aufklärung, gefolgt von der Uraufführung von Elfriede Jelineks jüngstem Text „Die Schutzbefohlenen“ in der Regie von Nicolas Stemann – einer Reaktion auf das Flüchtlingsdrama vor Lampedusa. Neben den Größen der internationalen Festivalszene wie Bruno Beltrão, Anne Teresa De Keersmaeker und Dmitry Krymov sind auch neue Positionen aus dem arabischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Raum beim Festival zu Gast, die ihre individuellen Erfahrungen ins Verhältnis zu der Geschichte ihres Landes setzen. Der israelische Künstler Yonatan Levy stellte bei der Pressekonferenz selbst seine Arbeit „Saddam Hussein – A Mystery Play“ vor, die im Rahmen des Festivals zum ersten Mal außerhalb von Israel zu sehen sein wird.
Die bunten Festivalwochen sind gefüllt mit Diskussionen, Parties, Konzerten, Tanzshows, Workshops, Führungen und vielem mehr. Damit ihr nicht den Überblick über das monströse Programm verliert, hier unsere Top Zwei der besten Programmpunkte – wir werden da sein.

1 // KICK-OFF Veranstaltung Geführter Rundgang HOTEL shabbyshabby mit Benjamin Foerster-Baldenius und ARTE-Filmpremiere
Das für seine urbanen Interventionen bekannte Architektenkollektiv raumlaborberlin hat weltweit Architekturstudierende und Bastlergenies aufgerufen, das Hotelzimmer ihrer Träume für Mannheim zu entwerfen. Eine international besetzte Jury renommierter Architekten und Kuratoren wählte etwa 20 Entwürfe aus. Die Gewinner errichten ab Mitte Mai in kleinen Teams für die 17 Tage des Festivals die einzeln stehenden Hotelzimmer an verschiedenen Orten in der Stadt. Zentraler Anlaufpunkt ist das Nationaltheater: Hier befindet sich die öffentliche Werkstatt, von wo aus die Bauteams ausschwärmen, hier finden Sie die Hotelrezeption und die Hotelbar.
Am 22. Mai um 18:30 führt Benjamin Foerster-Baldenius durch die Hotelzimmer und bietet die Möglichkeit zu einem ersten Einblick in die temporären Übernachtungsmöglichkeiten. Die Bau-Teams vor Ort erläutern ihre Entwürfe und stehen für Fragen zur Verfügung.
Im Anschluss an diesen Rundgang wird um 21.30 Uhr open air am Neckarufer die ARTE-Filmpremiere „Theater der Welt 2014“ von Sibylle Dahrendorf, ARTE / ZDF 2014 gezeigt.

2 // X Firmen – 3 Touren – Stadtraumprojekt
Für „X Firmen“ öffnen sich Unternehmenstüren und Werkstore, schaut man hinter Geschäftstresen, Schreibtische und meterlange Lagerregale. Mitarbeiter und Unternehmensgründer ganz verschiedener Branchen geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag, die Philosophie ihrer Firmen oder ihre ganz persönlichen oder erfundenen kleinen Fluchten aus dem Alltag. 20 internationale Künstler inszenieren in Unternehmens- und Betriebsräumen je 10-minütige Situationen, die sich zu drei unterschiedlichen Touren verbinden. Ausgerüstet mit einer Wegbeschreibung begeben sich Zuschauer auf eine zweieinhalbstündige Tour durch unterschiedliche Arbeitsrealitäten.

3 // Riding on a cloud - Rabih Mroué, Beirut
Montagehalle Werkhaus 24. Mai 18 Uhr ,24. Mai 21 Uhr, 25. Mai 20 Uhr
„Riding on a Cloud“ des libanesischen Künstlers Rabih Mroué ist eine extrem warme und vielleicht seine persönlichste Arbeit. Rabihs Bruder Yasser Mroué wurde während des Bürgerkriegs verletzt und verlor dadurch die Fähigkeit, richtig zu sprechen. Anscheinend erkennt er Gegenstände, aber nicht mehr deren Abbildung. Ein Arzt riet ihm damals, Videofilme zu drehen, um diese Fähigkeit wieder zu trainieren. Auf der Bühne erzählt Yasser Mroué die Geschichte und zeigt uns seine Videos. Einerseits eine zufällige Biografie, andererseits ein Diskurs über das Auseinanderfallen von Signifikat und Signifikant, von Abbildung und Abgebildetem.
 

www.theaterderwelt.de

Text: LB

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