Kings of Dubrock

Ein Gespräch über Dub, Humor und den Nebel in unseren Köpfen

 

Das B-Seite 2013 Festival für Jetztkultur präsentiert am Donnerstag den 04. April feinsten Hamburger Dubrock. Wie? Deutscher Reggae? Nein, Dub. Dubrock, oder so. Und ja, aus Hamburg, aber mit Reggae hat das ganze nicht viel zu tun. Das Herstellen einer karibischen Inselauthenzität haben die Kings of Dubrock auch nicht nötig. Viel lieber überzeugen sie durch provozierende Souveränität und bewaffneten Humor. Textlich, musikalisch, live und auf Platte. Ihre Wurzeln liegen, wie nicht anders zu erwarten, im Hamburger Golden Pudel Club. Viktor Marek, Jacques Palminger und Rica Blunt kreisen in verschiedenen Projekten um dieses Mutterschiff, finden aber so jung nur bei den Kings of Dubrock zusammen. An dieser Stelle nun ein Interview mit Viktor Marek, Musiker, Dj und und sich bei den Kings of Dubrock musikalisch verantwortlich zeigender Produzent.

Hi Viktor, kurz für unsere Leser in deinen Worten: Wer oder was sind die Kings of DubRock?

Die Kings of Dubrock sind kleine Stoffpuppen – Dubbies – mit dicken Dubdäumchen. Besonders auf den Konzerten werden diese von uns, aber auch dem Publikum nach oben gehalten. Denn auf der Bühne glänzen wir Dubbies in verschiedenen Farben und ergänzen uns in jeder Hinsicht.

Wie kam es zu eurer Band, bzw. wie habt ihr euch denn getroffen?

Naja, kleine Dubbies haben immer viel Zeit. Sie wandern den ganzen Tag durch die Gegend und schauen immer nach anderen kleinen Dubbies (lacht). Im Endeffekt war es aber so, dass ich mit Jacques hier und da mal Projekte gemacht habe. Z.B. Tüdeldub war eine der ersten Sachen, zu der ich damals hinzu gebeten wurde. Da ging es um die Hamburger Gebrüder Wolf und ich sollte einen zeitgemäßen Remake ihrer Sachen machen. Jedoch fehlte mir dafür die textliche Inspiration und da dachte ich an Jacques, den ich als genau die richtige Person für die Aufgabe empfand. Das Produkt daraus war unser erstes gemeinsames Stück das veröffentlicht wurde. Auf der anderen Seite ist da Rica. Jacques kennt sie schon lange und sie hat bereits für Studio Braun Sachen eingesungen. Ihr Bruder hat und spielt noch bei Palais Schaumburg. Das sind also schon ganz alte Seilschaften zwischen Jacques, Rica und mir.

Wenn man die Entwicklung eures Sounds auf Vinyl nachverfolgen will, wird es schwer. Denn euer erstes Album erzielt im Vinylformat hohe Preise. Das Zweite (Fettucini), finde ich sehr eingängig, während das Erste aus meiner Sicht musikalisch etwas näher an Dub dran war. Kann man damit rechnen das bei eurem jetzigen Erfolg eventuell das Erste als Nachpressung nochmal erscheint?

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Platten ist ihr Entstehungsprozess. Die Erste besitzt eher einen Prozess- und Projektcharakter. Sie ist auch vielfältiger und bunter als die zweite Platte. Bei der zweiten Platte waren wir viel auf Tour, sie ist dann doch eher ein wenig gleichförmiger, hat ein einheitlicheres Bild. Damals hatten wir leider ein paar Probleme mit der Plattenfirma und deswegen wurde die Platte dann auch nicht mehr nachgepresst. Unserer Meinung nach könnten wir sie auch mal nachpressen lassen, aber dann würden wir den Leuten ja auch die quatschigen Preise kaputt machen. Aber mal schauen, wir drehen ja die ganze Zeit mit unseren kleinen Dubdäumchen an allen möglichen Rädchen und vielleicht schaffen wir es ja auch, die Einstellungen der Plattenfirmamaschine auf Rerelease/Nachpressung zu stellen.

Textlich und musikalisch arbeitet ihr ja durchaus immer wieder sehr referenziell. Habt ihr konkrete Vorbilder für eure Musik?

Eigentlich weniger. Es gibt Referenzpunkte, aber konkret sind das nur Ecksteine die man benutzt. Aber musikalisch ist es nicht unbedingt so, dass man sich hinsetzt und schaut wie ein Stück von Adriano Celentano funktioniert um das in das jetzt zu übersetzen. Wenn wir von Vorbildern sprechen, dann meistens als Andeutung von Zusammenhängen, die wir in unserer Musik sehen und zu deren Entdeckung wir alle einladen möchten.

Wie läuft das denn bei euch so ab, ihr habt ja alle noch eine Vielzahl anderer Projekte nebenher laufen. Ist zuerst die Musik da oder umgekehrt, erst der Text, dann die Musik?

Das ist unterschiedlich. Bei der neueren Platte waren mehr Songs von mir da, Grundideen die ich Jacques schicke und er arbeitet dann gleichzeitig an den Texten oder hat vielleicht Texte die damit zusammengehen. Oder wir treffen uns im Studio und ich spiele ihm Sachen vor die ich da hab. Jacques arbeitet dann seine mitgebrachten Ideen parallel darauf hin zu. Dann ist da ja auch noch Rica, die als verbindendes Element die Musik und das Wort mit ihrem Gesang zusammenbringt. Sie ist also so etwas wie unsere Geheimwaffe im Produktionsprozess. Bei der ersten Platte war es teilweise anders. Da gab es konkretere Vorbilder und auch konkretere Ideen.

Wie kam es denn zu eurem großen Hit „MDMA – Magst Du Mich Auch“? Der Song kann ja auch als eine Hymne auf Drogengebrauch gedeutet werden. Inwieweit teilt ihr denn die Erfahrungen die zu solchen Songs führen?

Das ist so ein ganz leicht daher flockender Sommersong. Er beschreibt die Situation wenn man in einem guten Gefühl steckt. Morgens, nach dem ersten Kaffee an einem sonnigen Tag. Besonders für uns Hamburger ist Sonnenschein ja was besonderes, und man läuft so dubby durch die Straßen und sieht lächelnde Menschen und dann fragt man sich ganz vom Glück durchdrungen: Magst Du mich auch? Klar, das Gefühl kennt man auch von anderen Drogen, nicht nur vom ersten Kaffee in Zusammenwirkung mit Sonnenstrahlen, und dann kann man schon sagen mit drogenverherrlichender Musik haben wir was zu tun, aber irgendwie eben auch nicht.

 

Wie kann man sich eure Live-Shows vorstellen? Habt ihr auf Tour analoge Maschinen dabei, arbeitet ihr mit viel vorproduzierten Spuren oder kommt ihr gar mit einer eigenen Band?

Die meiste Musik kommt von mir. Ich habe alle möglichen Sampler und Synthesizer dabei. Natürlich nicht mein ganzes Studio, aber eine Auswahl an Gerätschaften. Ich habe mir einen kleinen Sampler gekauft, der etwas mehr Kapazität hat. Auf dem befinden sich semi-vorbereitete Sachen. Das gibt mir die Möglichkeit das Audiomaterial dem Moment anzupassen und zu verändern, wie man es gerade braucht. Mich interessieren besonders kleine Geräte, aus denen ich möglichst viel für die Momente der Improvisation herausholen kann, so dass ich nicht ausschließlich festgelegt bin auf das vorbereitete Material. Live möchte ich eben mit dem Sound arbeiten können, ihn wie Gummi in die Länge ziehen und komprimieren können. Ihn mit Effekten belegen. Live findet da ein Spiel mit dem Material statt. Mal mehr, mal weniger. Je nach Vorlage und Situation. Jacques beschränkt sich live auf die Texte und das Einwirken auf das Publikum. Rica fügt dabei das Ganze mit ihrer Stimme zu einem einheitlichen Flow zusammen.

Mit welchen Geräten arbeitest du denn am liebsten? Live und beim Produzieren?

Ich fange meistens meine Betas mit der Akai Mpc an. Die ist leider mittlerweile für die Live Geschichten nicht so tauglich, da der Speicherplatz ein bisschen knapp ist. Ich habe mir deswegen den Octratrack Sampler mit mehr Speicherkapazität zugelegt. Der erfüllt seine Aufgabe ganz gut und gibt mir eben die Möglichkeit Live das Audiomaterial mehrschichtig zu bearbeiten. D.h. man kann auch ganze Loops da rein laden und ohne die Tonhöhe zu verändern auch die Geschwindigkeit der Samples anpassen. Er ist so ein bisschen wie ein Acht-Spur-Rekorder, wobei jede Spur einzeln bearbeitbar ist, aber jede Spur trotzdem weiter synchron läuft. Der Octratrack ist zurzeit der Kopf der ganzen Live-Geschichte. Der Sampler steuert auch einen kleinen Moog Synthesizer an und dann habe ich noch diverse Effektgeräte, die durch das Mischpult laufen.

Wer tiefere Einblicke zu den Kings of Dub Rock erlangen will, dem sei nicht nur der Konzertbesuch am 04.04.2013 im Mannheimer Planetarium ans Herz gelegt, sondern besonders auf den dokumentarischen Roadmovie dieser Kombo verwiesen. Den findet ihr unter filmfueralle.de (MK) 

Philipp Kipphan