Interview Christian Flender

Zum fünfjährigen Geburtstag der Party Reihe Election haben wir den Veranstalter Christian Flender zum Interview eingeladen. Seit ca. 10 Jahren ist der Sinsheimer in der hiesigen Veranstalterszene aktiv. Während andere es sich in gut strukturierten Clubs bequem machten hat er sich schon immer für alternative Locations interessiert. Während er sich in seinen Anfängen eher an Drum and Bass orientierte, kam ab 2008  primär Techno ins Spiel- und das mit Erfolg.

Hallo Christian. Du hast damals mit der Woodbass angefangen, einer Drum and Bass Veranstaltung. Wie kam es, dass du die Election ins Leben gerufen hast? Das war ja auch musikalisch ein kompletter Umschwung.


Das hatte sich damals angeboten, da die Location, also das Subito in Sinsheim, ja schon für die Woodbass hergehalten hatte. Ich lege ja auch selbst auf, aber just for fun, ich will damit nirgendwo hin. Vor der Election hatte  ich schon mehrere Techno Veranstaltungen gemacht, von daher war der Übergang eher fließend. Für mich war die Drum and Bass Zeit einfach vorbei! Das hat mir nicht mehr soviel gegeben und dann habe Techno für mich entdeckt.

Du hast ja mit diversen Off Location Parties angefangen, woraus die „Ganz weit draußen“ hervorgegangen ist. Was hat sich denn in den letzten 10 Jahren getan?

Einiges! Mir fallen jedes Mal aufs neue frische Gesichter auf. Das Durchschnittsalter hat sich so bei 20 bis 22 Jahren eingependelt. Die Parties waren früher ja auch komplett illegal auf irgendwelchen Grundstücken. Erst 2011 habe ich, gemeinsam mit einem Team, die Ganz weit draußen ganz offiziell mit Anmeldung, Ticket Vorverkauf und sämtlichem Schnick-Schnack organisiert.
Wir haben damals ein gutes Konzept vorgelegt, woran die Stadt Sinsheim auch gesehen hat, dass wir nicht irgendwelche Feierleute sind, sondern tatsächlich Erfahrung hinsichtlich Versorgung, Sicherheit und Management haben. Man weiß einfach irgendwann mit was gerechnet werden muss, welche Art von Problemen auftreten können und wie man diese löst.

Du machst deine Veranstaltungen seit jeher in Sinsheim. Das war mit Sicherheit nicht immer ganz einfach in dieser Kleinstadt. Du hättest ja jederzeit nach Heidelberg oder Mannheim gehen können. Wieso bist Du Sinsheim treu geblieben?

Grundsätzlich hat Sinsheim natürlich einen ganz klaren Vorteil der nicht von der Hand zu weisen ist. Es gibt  keine Mitbewerber im engen Sinne, also niemanden, der das in dem Stil macht, außer einer bekannten Großraumdisko, die jedoch recht wenig von unserem Zielpublikum bezieht. Von daher hatte ich immer meinen Freiraum und konnte mein Ding durchziehen.


Auf der Ganz weit draußen, die sich ja eher durch Mundpropaganda angekündigt hat, war ein bunter Strauß an Leuten, welche man schon oft auf anderen Parties gesehen hat. Das war ganz interessant.

Ja das stimmt! Und es gab trotzdem nie Probleme, auch in den gesamten 10 Jahren gab es nie Schlägereien oder etwas Auffälliges. Wenn ich da auf ein Dorffest gehe, sieht man sofort Schlägereien. Da ist das bei uns wirklich friedlich.

Als Veranstalter steht man ja auch finanziell in der Verantwortung. Hat das jemals zu schwerwiegenden Konsequenzen geführt?

Größtenteils sind die Veranstaltungen immer gut gelaufen. Klar war mal ein Flop dabei, beispielsweise wegen eines unglücklich gewählten Datums. Aber man steckt da eben nie wirklich drin, und groß drauf gelegt wurde nie. Wir machen das ja auch wirklich mit Herzblut und nicht aus finanziellen Beweggründen, von daher passt das schon.

Ist das Veranstalten für dich ein Hobby, oder siehst du das schon als dein en Job an?

Ich bin eigentlich Mediengestalter und habe auch meinen 40-Stunden-Job. Die Veranstaltungen mache ich nebenher. Praktisch ist da natürlich, dass ich dadurch wirklich das komplette Konzept der Party gestalten kann. Flyer, Website, Teaser… alles selbst gemacht und aus einem Guss. Das macht echt Spaß.

Wo siehst Du dich in den nächsten Jahren mit deinen Veranstaltungen, wenn es Dir sowohl bei der Election als auch bei der „Ganz weit draußen“ im Wesentlichen um den Spaß an der Sache geht?

Die Election ist seit ca. zwei Jahren an ihre Grenzen gestoßen. Mehr geht von der Location her einfach nicht, und dieser würde ich eben gerne treu bleiben. Es kommen immer zwischen 150 und 200 Leute, das ist der Platz maximal ausgeschöpft. Aber dafür gibt es ja noch die „Ganz weit draußen“. Da ist noch Entwicklungspotential da, und da erwarten wir auch Wachstum. Unser Wunsch wäre, die „Ganz weit draußen“ zu etablieren, sie regelmäßig stattfinden zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie von den Leuten mit einer gewissen Professionalität assoziiert wird.

Hast du noch einen Tipp für unsere Leser, wie man so eine Party unter nicht ganz optimalen Umständen aufzieht oder am Leben hält? Was zählt da für dich?

Man darf sich nie unterkriegen lassen. Klar kommt man auch mal an den Punkt, an dem man sich fragt: Was mache ich hier überhaupt und für was gebe ich mir den ganzen Stress? Aber dann muss man sich den Grund vor Augen führen, der einen antreibt: Die Liebe zur Sache selbst.


Text: PK, JH
Bilder: Christian Flender

Jonas Hartmann