Interview: Thomas Schumacher
Zweifelsfrei zählt Thomas Schumacher zu den angesagtesten und prägendsten DJs aus dem deutschen Techno- und Elektroumfeld. Mit "When I Rock" legte er 1997 seinen ersten musikalischen Meilenstein und begeisterte im Laufe der Zeit mit Produktionen die vor hochkarätigem Sounddesign und treibenden Grooves nur so strotzen. 2001 schaffte es sein Dauerbrenner-Track "Schall" in die deutschen Top 20. Weitere Releases zündeten in der internationalen Szene Initialfunken und machten Thomas Schumacher zu einem charakterstarken Produzenten mit unverkennbarem Stil.
Deine neue Single erscheint ebenso wie dein Album auf deinem ins Leben gerufene Label "Electric Ballroom", welche Vorteile bringt das eigene Label für dich mit sich?
Der größte Vorteil für mich ist die Tatsache, dass ich wieder die komplette Kontrolle über meine Musik habe. Damit einher geht auch ein Höchstmaß an künstlerischer Freiheit. Beides ist mir ausgesprochen wichtig. Dafür nehme ich dann auch den zusätzlichen Aufwand in Kauf, ein eigenes Label zu betreiben.
Deine Albumtour führt neben angesagten Locations wie dem Kater Holzig in Berlin um den gesamten Globus von Paris über Hong Kong bis nach Oslo. Welche Einflüsse nimmst du von deinen Reisen mit, die sich auch auf deine Musik auswirken?
Das kann von spannenden Gesprächen beim Dinner bis hin zu optischen Eindrücken vom Hotelzimmer aus eigentlich komplett alles sein. Sogar das Essen in fernen Ländern hat mich schon zu neuen Songs inspiriert. Am meisten beeinflusst mich aber, wie die Leute in den jeweiligen Ländern oder Clubs auf meine Musik reagieren. Das ist der ultimative Push.
Deine Veröffentlichungen haben stets enormes Feedback innerhalb der internationalen Szene und darüber hinaus bekommen. Wie groß war der Erwartungsdruck während der Albumproduktion?
Ich habe fast drei Jahre an "Stand Up" gearbeitet, was ja nun kein unbedingt kleiner Zeitraum ist. Das ist der Tatsache geschuldet, dass ich keinen Druck wollte, weder von innen noch von außen. Erst kurz vor Ende der Aufnahmen bin ich ein wenig nervös geworden, ob das Album wirklich meinen hohen Anforderungen entspricht - zum Glück hab ich mich von meiner Frau beraten lassen und sie meinte es sei mein bestes Album!
Auf der aktuellen Single Auskopplung hast du mit dem aus den USA stammenden Sänger und Künstler Chelonis R. Jones zusammengearbeitet, inwiefern habt ihr euch gegenseitig bei der Arbeit beeinflusst?
Ich bin schon seit 2005 ein großer Fan von Chelonis. Damals habe ich eine seiner Nummern gemixt ("Black Sabrina"). Er ist ein ganz besonderer und kreativer Mensch, komponiert und singt nicht nur, sondern malt dazu noch. Die Zusammenarbeit war ein Traum. Er hat mir auf mein erstes Layout sofort den perfekt passenden Titel geschrieben und mir top Vocals geschickt. Ich habe das dann in Ruhe ausgearbeitet und schon war "Is Your Kettle On?" im Kasten. Definitiv eine meiner Lieblingsnummern auf "Stand Up" - neben der Single "Every Little Piece" featuring Caitlin Devlin.
Du bist eher zurückhaltend was den Medienrummel betrifft und drängst dich nicht ins Rampenlicht. Woher stammt diese Zurückhaltung?
Also wenn ich im Club vor den Leuten stehe, da gebe ich auch gerne Vollgas. Auch wenn ich da nicht den Animateur mache. Aber eine kleine Rampensau steckt auch ihn mir. Ansonsten genieß ich es jedoch mehr oder weniger vollkommen anonym meine Privatsphäre haben zu können. Beim Bäcker um die Ecke, da erkennen sie mich allerdings.
Deine Tracks verbindet man mit einem ganz bestimmten und prägenden Sound. Wie würdest du selbst diese Alleinstellungsmerkmale beschreiben?
Schumacher Tracks haben immer eine ganz spezielle Mischung aus Tiefe, Druck und meinem sehr eigenen Sound Design. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich vor allem alte analoge Synthesizer liebe, speziell den Mini Moog. Ich kenne das Teil in- und auswendig und programmiere die Sounds komplett selbst. Dadurch entsteht ein Sound den kein anderer so hinbekommt. Ich bin ein echter Freak im Studio, ständig auf der Suche nach neuen Sounds oder Effekten. Da probiere ich wahnsinnig viel aus, bevor ein Titel dann gespielt wird.
Du hast rückblickend eine beeindruckende und szenebeeinflussende Historie hinter dir. 20 Jahre aktiv im elektronischen Musikbusiness. Wird man da mit der Zeit entspannter?
Ich Idealfall ja! Dennoch gibt es ab und an auch Momente wo ich mich aufrege. Aktuell sind das die wahnwitzigen Ideen der GEMA zum Beispiel. Ich bin seit fast 20 Jahren Mitglied in dem Verein und es gab und gibt immer auch positives was dort passiert. Aber erst die neuen Tarife für Clubs und nun für DJs - das kann einfach nicht deren Ernst sein. Grrrr.
Viele Protagonisten wie DJ Hell oder Sven Väth suchen auch immer wieder nach anderen Betätigungsfeldern neben der Musik. Ist das bei dir ähnlich oder konzentrierst du dich voll und ganz auf die Musik?
So wie der Hellmut mich als Model betätigen - nein das mache ich nicht. Lach. Ich bin durch das viele Reisen und Produzieren auch so schon gut ausgelastet und möchte meine Familie nicht vernachlässigen. Zum Ausgleich koche ich jedoch leidenschaftlich gern. Nicht immer gut - wenn ich meiner Frau Glauben schenken darf - aber gern. Hehehe.
Was liegt bei dir in nächster Zeit an, Deine Tourtermine füllen dich ja wahrscheinlich ziemlich aus oder?
So sieht es aus. Frankreich, Spanien und China sind meine nächsten Stationen auf dem Tourplan nachdem ich bereits im April in Japan war. Ende des Jahres geht es dann nach Australien, darauf freue ich mich schon sehr. Wie immer spiele ich natürlich auch in Deutschland. Einige tolle Festivals warten darauf bespielt zu werden. Das wird noch ein heftiges Jahr und ich freue mich darauf.
Vielen Dank.
Ich habe zu danken.
Das Album “Stand Up” und die Single “Is Your Kettle On” sind auf Electric Ballroom erschienen.
www.thomasschumacher.com