Interview Oliver Rack: Open Data

Jeder Bürger darf in Deutschland ohne Angaben von Gründen Daten bei der Verwaltung erfragen. Die Idee, dass Regierungs- und Verwaltungsdaten grundsätzlich und lizenzfrei im Netz zur Verfügung stehen, heißt Open Data.
Das Thema Open Data ist alles andere als alltagsfern und abstrakt. Ganz im Gegenteil: Open Data hat viel mit unserem Umfeld und Alltag zu tun. Aber um was geht es hier genau und vor Allem: Was für eine Rolle spielt dieses Thema für uns selbst? Um das herauszufinden, sprachen wir mit Oliver Rack. Er ist u.a. Open Data-Experte und setzt sich mit Open Data Rhein-Neckar für das Öffnen von Daten in der Metropolregion Rhein-Neckar ein.

Was ist Open Data?
Grundsätzlich redet man von „Open Data“, wenn digitales Wissen frei zugänglich und frei wiederverwendbar veröffentlicht wird, auch zur kommerziellen Nutzung. Im Wesentlichen geht es um Daten aus den Bereichen Geographie, Transport, Wirtschaft, Statistik, Kultur, Wetter und Umwelt. Es sind Daten, die aus Steuergeldern erhoben wurden, dem Bürger also gehören. Es geht explizit nicht um sicherheitsrelevante Daten oder Daten, die dem Datenschutz unterliegen. Durch diesen Zugang zu offenen Daten können in Zukunft Innovation, Wirtschaft und Transparenz allen Orts sehr stark gefördert werden.

Aus welchem Grund werden Daten geöffnet?
2006 wurde in Deutschland das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) verabschiedet. Dadurch kann jeder Bürger, auch ohne Angabe von Gründen, Daten bei der Verwaltung erfragen. Dieses Gesetz galt zunächst nur für Bundesbehörden, wie z.B. Ministerien, bis nach und nach Bundesländer und somit die Kommunen nachgezogen sind, leider noch nicht Baden-Württemberg. Durch offene Daten können komplexe Sachverhalte besser verstanden und politische Entscheidungen nachvollzogen werden. Daten können für den Bürger geöffnet werden, indem die Datensätze zunächst auf Qualität, Nutzungsrechte und Datenschutz überprüft werden und nach Priorität hinsichtlich des öffentlichen Interesses geordnet werden. Nachdem die Datensätze maschinenlesbar und unter freier Lizenz stehen, werden die Datensätze ins Netz gestellt.

Wo finde ich diese Daten?
Auf der deutschen Internetseite „www.govdata.de“ findet man Daten aller Verwaltungsebenen, die hierüber zentral zugänglich verfügbar sind. Diese sind allerdings Rohdaten, die in Tabellenform aufgelistet sind. Damit mehr Bürger etwas Sinnvolles damit anfangen, braucht es Menschen, die diese Rohdaten umwandeln und etwas Nützliches daraus machen.

Wie werden diese Rohdaten umgewandelt? Wie schafft man es, dass wir als Endverbraucher davon profitieren können?
Durch eine große Szene an Gestaltern und Entwicklern werden beispielsweise Datensätze visualisiert und Apps für den Endverbraucher entwickelt. Auch Journalisten beschäftigen sich mit diesen Datensätzen und versuchen, daraus anschauliche Grafiken zu erstellen, um so Themen besser vermitteln zu können.

Kannst Du Beispiele nennen, wie diese Daten uns Bürger betreffen?
Daten können beispielsweise in Anwendungen verknüpft werden.
Eine Anwendung aus Wien verknüpft beispielsweise offene Daten zu Mietspiegel, Verkehrsanbindung, Schulwege, Grünflächen etc. und hilft bei der Suche nach dem geeigneten Stadtviertel für sich. Eine andere aus Freiburg nutzt die offenen Echtzeitdaten der Verkehrsbetriebe für eine Anwendung, die die aktuelle Position der Straßenbahnen anzeigt. Die VRN ist übrigens nach meiner Kenntnis die erste Einrichtung der Region, die vor ein paar Wochen ihre Schnittstelle zu den Fahrplandaten im Sinne von Open Data geöffnet hat. Aber auch eine interaktive Visualisierung des städtischen Haushaltes kann Bürgern eine bessere Orientierung darüber liefern, wie das Geld ausgegeben wird. Sie kann ebenso Nachvollziehbarkeiten schaffen, wie schwierig es ist, die Mittel richtig und ausgewogen einzuteilen.

Uns Bürgern ist es wichtig, dass unsere Urheber- und Persönlichkeitsrechte gewahrt werden. Was muss hierbei beachtet werden?
Auch nicht personenbezogene Daten können einen Personenbezug bekommen. Nämlich dann, wenn durch Filter die Gruppe so verkleinert wird, dass sich ein Bezug herstellen lässt. Dazu ist der Datenschutz da, mit seiner Erfahrung dem vorzubeugen und ein Vorgehen zu entwerfen, dass das nicht möglich ist.

Mit Open Data wird eine riesen Masse an Daten für den Bürger zugänglich gemacht, die helfen können, besser zu agieren, Entscheidungen zu verstehen und Anwendungen besser und optimierter zu verknüpfen. Apps, die in real-time Bescheid geben, an welcher Kreuzung zum Beispiel die meisten Fahrradunfälle passieren, sind praktisch und können das Leben erleichtern. Sicher muss bedacht werden, dass rohe Datensätze von den Wenigsten verstanden werden können. Hier müssen Dritte mitarbeiten, um diese Daten weiter zu verarbeiten. Außerdem gilt bei aller Offenheit: Persönlichkeits- und Urheberrecht dürfen nicht in den Hintergrund rücken.

Bilder: Oliver Rack
 

Open Data auf Facebook
www.opendata-rheinneckar.de (beta)

Isabel Feller