Interview Subjekt
Zu Besuch beim Mannheimer Streetart Original „Subjekt“
Ich stehe vor Subjekts Wohnblock. Über den ganzen Gehweg verteilt liegt Müll. Ich halte Ausschau nach seiner Kunst- an den Wänden, an Laternen - doch ich sehe nichts und ein klein wenig Enttäuschung macht sich breit. Ich klingle und es begrüßt mich eine sympathische, raue Männerstimme über die Sprechanlage. Die Tür öffnet sich. Nach dem ich in seiner Wohnung angekommen bin führt er mich zielstrebig an den Ort des Entstehens, in das Zimmer in dem ein Großteil seiner Kunst entsteht. Alles ist voller künstlerischer Arbeiten, viele Platten, Dj Equipment und diverse Musikinstrumente sind auch zu sehen.
Ich frage ihn nach seinen Anfängen. Woher kam sein Interesse an Streetart, was hat ihn dazu inspiriert. In Erinnerungen schwelgend erzählt er von seinen Anfängen.
Subjekt: „Zunächst war Graffiti eine meiner ersten künstlerischen Leidenschaften, aber schon bald reichte mir das nicht mehr und ich startete mit ein paar Freunden das Dekorieren von Partys und Festivals. Hierbei haben wir meist mit phosphoreszierenden Farben und Figuren gearbeitet. Darauf hin wurde ich recht schnell Mitglied im Arbeitskreis für Jugendkultur e.V., besser bekannt als „Harlequins Universe“ und der gleichnamigen Partyreihe. Den finalen Anstoß mich mehr mit Streetart zu befassen bekam ich durch meine Freunde, aber auch durch die Tatsache, dass meine Kunst sich stapelte und fast keiner sie zu Gesicht bekam."
Während wir ein bisschen über Zebrating reden (Wir berichteten bereits in Ausgabe #161) hören wir eine ältere Platte von Snoop Dogg. Subjekt präsentiert mir einige seiner Arbeiten, die noch nicht den Weg zur Welt da draußen gefunden haben. Verschiedene Arten von bunten Stencils, Plattencover-Kollagen und gesprühten Werke. Seine Kunst ist kompromisslos und wesentlich komplexer als man das im ersten Moment meinen könnte. Sie ist schrill, bunt, teilweise ein wenig verwirrend. Dennoch sind seine Projekte mit eine Art Konzept versehen.
Subjekt: „In meinen aktuellen Werken befasse ich mich mit dem Thema ,,Helden meiner Jugend“. Ich habe das ganze mit Dj Rap und Mike Banks (Underground Resistance) eröffnet. Es werden aber noch viele weitere folgen, unter anderem der Heidelberger Move D.“
Darüber hinaus befasst sich Subjekt jedoch auch mit sozialkritischen Themen. So zum Beispiel mit zwei jungen Mädchen aus einem Opium Anbau Gebiet, die bereits merklich gezeichnet von ihrer Arbeit sind. Von ihnen hat er Stencils angefertigt und inzwischen sind ihre Gesichter sehr häufig auf den Aufklebern in den Straßen zu sehen.
„Es ist mir sehr wichtig, Abfall oder andere nicht mehr benötigte Alltagsgegenstände zu verändern und damit etwas Neues zu schaffen.“ So wird aus einer Plastik-Tomatenschachtel oder aus einem alten Kaffeebecher ein kleines Kunstwerk. Ein Pappkarton wird durch gezieltes Entfernen der obersten Schicht an bestimmten Stellen ebenfalls zum Kunstobjekt, und was eben noch eine Pralinenschachtel war, ist durch das bemalen des Deckels zu einem Lichtspiel geworden. Auch Installationen an öffentlichen Orten wie Bäumen, Schildern und Stromkästen nutzt Subjekt als sich ständig verändernde Ausstellungs- und Entstehungsfläche. Es ist die Mischung seiner Person, der Kunst und die faszinierend Akribie, die er trotz Arbeit und Privatleben für eine buntere Städtewelt investiert. Kreativ und provokant - mit Sicherheit eine Mischung die dazu führt, dass man von Subjekt noch viel hören wird.
Bevor wir uns verabschieden will ich dann doch noch wissen, warum ich nichts von seiner Arbeit auf dem Hinweg gefunden habe. „Da hast Du wohl nicht genau hingeschaut.“ Und so begebe ich mich mit geöffneten Augen auf den Heimweg. Ich schau genauer hin und tatsächlich: Seine Kunst versteckt sich ganz unaufdringlich an zahlreichen Ecken und Flächen. Hier ein Aufkleber, dort ein verschönerter Mülleimer. Und so setzte ich mich in die Bahn, mit der Hoffnung, dass er bald die Aufmerksamkeit bekommt die ihm gebührt.
Text: (FH)