Stoffwechsel Galerie
Seit Oktober 2010 betreibt Petra Stamm die Galerie Stoffwechsel im Mannheimer Jungbusch. Gezeigt werden hier Werke von Künstlern aus den Bereichen Streetart, Modernart und Popart, alles was in Richtung Comic und Illustration geht und/oder experimentell und modern ist. Darüber hinaus finden Workshops, Vorträge und Lesungen zur politischen und kulturellen Verortung von Streetart sowie experimentelle Musikveranstaltungen statt.
Wie kamst du auf die Idee eine Galerie zu eröffnen?
Der Grund ist, wie so oft wenn man neue Projekte angeht, ein ganz persönlicher. Zunächst hab‘ ich mir die Frage gestellt, was kann ich wirklich gut und mit Leidenschaft auch über längere Zeit hinweg machen? Kunst hat mich schon immer interessiert. Sowohl eigene Sachen, als auch die von anderen Leuten. So kam ich auf den Gedanken, eine Galerie zu eröffnen. Dazu beschäftige ich mich seit einiger Zeit intensiv mit Konzepten und unterschiedlicher Nutzung von Räumen. Das „Stoffwechsel“ ist ein geschlossener, relativ gesicherter Raum und nicht nur eine Galerie. Es ist auch ein Veranstaltungsort wo sich Leute treffen, austauschen, experimentieren und Dinge ausprobieren.
Beschreib uns doch mal einen durchschnittlichen Tag im Leben eines Galeristen?
Morgens hab ich meine Bürozeit, in der ich Mails beantworte und mit Kunden, Organisationen und Künstlern telefoniere. Aber auch Pressearbeit und Papierkram wie z. B. die Buchhaltung nehmen viel Zeit in Anspruch. Darüber hinaus muss man auch immer Zeit für eigene Projekte finden. Vor allem Recherchen im Internet, in Katalogen oder anderen Galerien sowie Konzeptentwickung und Inhaltserstellung. Dabei laufen in der Regel immer alle drei Sachen parallel: eine laufendende Ausstellung, eine vorzubereitende Ausstellung und eine abzuwickelnde Ausstellung. Man hat also immer Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit präsent.
In der Stoffwechselgalerie gehen ja oft Ausstellungen und Vernissagen recht fließend in Partys über. Steht da ein Konzept dahinter?
Hier steht klar die Vermittlung im Vordergrund. D.h. das Interesse der Leute zu wecken, Aufmerksamkeit und Diskussionen anzuregen, aber auch den Verkauf zu fördern. Dabei kommt es immer auf die richtige Mischung an. Wenn es zu klassisch läuft, können sich oftmals viele Leute thematisch nicht wirklich einfinden. Wird es allerdings zu salopp, geht immer auch ein Stück Inhalt verloren. Die genaue Ausrichtung ist darüber hinaus auch immer abhängig vom jeweiligen Künstler, dem Genre, den Gästen sowie dem Bekanntheitsgrad von Künstler oder Thema.
Wie sieht deiner Meinung nach die kulturelle Entwicklung in den letzten Jahren in Mannheim aus?
Ich denke, dass es viele gute Leute gibt, die großes Interesse an Kunst haben und wirklich sehr leidenschaftlich eigene Projekte verfolgen. Vielen werden dabei jedoch auch etliche Steine in den Weg gelegt.
Aber ich sehe auch dass es ein großes Bestreben gibt Projekte verwirklichen zu können, wobei man natürlich immer aufpassen muss, nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis zu geraten. Mir ist es dabei sehr wichtig Sachen gemeinsam zu machen, Impulse zu potenzieren und nicht in ein gegenseitiges Konkurrenzverhältnis zu geraten.
Du verwirklichst ja im Rahmen der Stoffwechselgalerie auch zahlreiche Outdoorprojekte wie jüngst z.B. die Gestaltung des Neckarauer Übergangs mit Herakut und Gonzalo Maldonado Morales. Wie laufen solche Projekte und was ist deine Rolle dabei?
Im Prinzip übernehme ich dabei die Vermittlerrolle. Das bedeutet im Klartext das Managen von Einzelaspekten: Ausgleich der finanziellen Vorstellungen von Künstlern und Auftraggebern, Bereitstellung von Materialien, Hilfestellung bei Zeitplanungen, Vorschlagen von Künstlern für konkrete Projekte usw. Gerade bei großflächigen Outdoorprojekten müssen eine ganze Reihe von Aspekten berücksichtigt werden, da die Kunstwerke ja auf Teile das öffentlichen Raumes einwirken, ihn verändern und für die Stadt, Anwohner, Betrachter und Investoren attraktiver machen sollen; Und gute Streetart kann genau das leisten, ohne sich inhaltlich anpassen oder verbiegen zu müssen.
Interview: TH