Interview: Âme
Seit 10 Jahren machen Frank Wiedemann und Kristian Beyer als Âme (französisch: Seele) zusammen Musik. Mit Veröffentlichungen auf ihrem eigenem Label Innervisions, das sie zusammen mit Dixon betreiben, sowie zahlreichen Remixen (u.a. für Roy Ayers, Underworld, UNKLE und Jazzanova) gelingt ihnen der Spagat zwischen House und Techno. Ihr Track „Rej“ gehört zu einem der einflussreichsten Tracks der 00er Jahre. Im vergangenen Jahr war ihr Remix von Osunlade’s „Envision“ ein Sommerhit und in vielen Jahresbestenlisten zu finden. Wir trafen Frank, der uns Rede und Antwort zum anstehenden Live Album auf Innervisions stand.
sc: Wie kam die Idee zum Live Album?
Kristian hat sich ein Liveset von mir angehört, das ich mitgeschnitten hatte. Da kam ihm die Idee, ein Album daraus zu machen. Es sind schließlich unsere Stücke, das Material ist bereits da und wir haben schon lange kein Album mehr gemacht. Außerdem wollten wir mit der CD unsere Musik für ein breiteres Publikum zugänglich machen.
Wie habt ihr die Tracks dazu ausgewählt?
Jedes Liveset, das ich spiele, schneide ich mit. Aus diesem Fundus haben wir uns die besten Versionen rausgesucht und versucht, eine typische Clubnacht zu rekonstruieren. Das Album besteht also nicht aus einem einzigen Liveset, sondern aus vielen einzelnen Mitschnitten. Daraus haben wir dann ein Album gebastelt.
Bei euch gibt es eine klare Rollenverteilung: Kristian macht die Dj Gigs, du spielst Live. Wie kam es dazu?
Jeder von uns hat seine Stärken. Kristian ist eher der klassische Dj und, wie ich persönlich finde, ein sehr guter dazu. Ich fühle mich schon immer eher in der Musikproduktion zu Hause. Mich hat es einfach gereizt, live zu spielen. Deshalb haben wir uns damals entschlossen, das Ganze zu trennen. Ein Liveact und ein DJ, Punkt. Wir hoffen, dass das den Leuten mit der Zeit bewusst wird. Als Liveact spiele ich und als DJ spielt Kristian.
Ist Kristian ab und zu dabei wenn du live spielst?
Ja, wenn wir Innervisions Partys machen, sind wir zu zweit. Aber meistens sind wir tatsächlich jeder für sich unterwegs.
Hast Du einen konstanten Pool an Tracks für deinen Liveact oder variiert das?
Ich hab ein bis zwei Stücke, die ich mir vorher zurechtlege, um einen guten Start zu haben. Das macht, denke ich, der ein oder andere DJ genauso. Alles Andere wird am Abend erst entschieden und passiert dann tatsächlich live.
Du und Kristian seid von Karlsruhe nach Berlin gezogen. Hat das eure Arbeit verändert?
Sagen wir es mal so: Die Arbeit für das Label wurde dadurch natürlich viel einfacher. Ansonsten ist es so, dass in Berlin viel mehr Leute unterwegs sind, die quasi das gleiche wollen. Das hat natürlich in vielerlei Hinsicht Einfluss. Und so banal es auch klingt, durch die kurzen Wege kann man schneller und effektiver arbeiten. Ableton und Native Instrument zum Beispiel sitzen in Berlin. Wenn du eine Frage oder ein Problem hast, bist du direkter dran. Sowohl in technologischer als auch in künstlerischer Hinsicht sind einfach viel mehr Leute hier, die man treffen kann, die einen inspirieren oder mit denen man zusammen arbeiten kann.
Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?
Wenn ich im Clubbereich freie Auswahl hätte, würde ich gerne mal Matthew Herbert über die Schultern schauen. Ich schätze seine Arbeit wirklich sehr, auch wenn er im Moment nicht unbedingt cluborientierte Musik macht. Grundlegend geht es ja immer darum, etwas Neues zu lernen. Deshalb ist es interessant, sich Leute anzuschauen die in anderen Bereichen der Clubmusik tätig sind. Mich würde es reizen, etwas mit Flying Lotus zu machen, um mich mal aus einer ganz anderen Ecke inspirieren zu lassen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Wir sitzen gerade an einen Remix für Mario Basanov & Vidis aus Litauen. Ein Remix für Gui Boratto ist in der Beatless Version schon auf dem Album drauf und kommt jetzt in Zusammenarbeit von Kompakt und Innervisions raus. Mit Marcel Dettmann gibt es ein neues Ballett-Projekt für das Berghain. Darüber hinaus arbeite ich gerade gemeinsam mit einem Singer/Songwriter. Davon ist bereits ein Stück in meinem Liveset zu finden. Das wird mit Sicherheit auch ein neues Innervisions Release.
Das Âme Live-Album ist ab Anfang Mai zu haben. Âme spielen beim Loft Beach Opening am 1. Mai.