Interview Chris Colburn

Wir sprachen mit Chris über seinen Umzug nach Berlin, seine musikalischen Wurzeln und seinen ersten Gig.

Am 29.12. wird er im Gotec in Kalrsruhe, am 31.12. im Club Lehmann in Stuttgart und am 05.01. im Salt & Pepper in Pforzheim die Region bespielen- Ein straffes Programm für Chris Colburn. Wir sprachen mit ihm über seinen Umzug nach Deutschland, den Spaß am Auflegen und seine Pläne für 2013.

Worin siehst Du deine musikalischen Wurzeln?

Was das Produzieren betrifft reichen meine Wurzeln bis zu meinem Großvater. Er schrieb in den 30er Jahren Klavierstücke. Leider habe ich selbst nie gelernt ein Instrument zu spielen, aber ich habe in meiner Kindheit viel über die Theorie der Musik gelernt. Als Kind habe ich sehr viel Musik gehört. Punk, Alternative und auch schon viel elektronische Musik. Meine erste Erfahrung mit Rave bzw. House war irgendwann 1989, aber so richtig gepackt hat es mich erst knapp 4 Jahre später, als ich das erste Mal in einem Techno Club war. Es hat mich sofort umgehauen.

Gerade in den letzten Jahren hat man sehr viel von dir gehört, beispielsweise deine Releases auf Alan Fitzpatricks Label „8 sided dice“ oder auf Gayle Sans label „GSR“ waren sehr erfolgreich. Henne oder Ei, was war bei dir zuerst, das Produzieren oder das Auflegen?

Zuerst habe ich einfach Platten gekauft und langsam angefangen damit zu spielen, das war irgendwann Mitte der 90er Jahre. Ich habe viel Zuhause gespielt oder hier und da mal auf einer Studentenparty, bis ich dann im ersten richtigen Techno Club spielte. Ich wollte auch damals schon selbst produzieren und am besten mein eigenes Label starten, aber das analoge Equipment damals war sehr teuer und ich habe fast mein ganzes Geld für Platten ausgegeben. Leider kannte ich auch niemanden mit einem Studio in dem ich hätte produzieren können, und somit blieben eigene Tracks lange aus. Mein erstes eigenes Release war schlussendlich erst 2005 mit Matig aka Huw Joones.

Kannst du dich noch an deinen ersten DJ Gig erinnern?

Auf jeden Fall! Das war im Escape Club in Brighton. Ich war echt sehr nervös, vor allem als es an den ersten Mix ging; es war auch einfach alles so viel lauter als Zuhause. Aber es hat mir so viel Spass gemacht, dass ich angefangen habe eigene Parties an der Südküste Englands zu veranstalten. Das Schöne ist - das Auflegen macht mir heute noch immer genauso viel Spaß.

Du kommst aus Southampton. Wie ist die Szene dort und wie siehst du die Szene in England?

In den 90er Jahren hatte Southampton und die gesamte Südküste eine starke und große Szene. In den letzten Jahren aber ist die Musik sehr kommerziell geworden. Obwohl wir in Southampton und drum herum viele gute Techno DJs und Produzenten haben bekommt man davon nichts mit, und zudem müssen die meisten Clubs schon um 2 oder 3 Uhr morgens schließen. Es gibt aber auf jeden Fall auch Ecken in England in denen richtig guter Techno läuft. Vor allem in Uni-Städten ist die Musikauswahl breiter, wie zum Beispiel in London, Glasgow, Birmingham oder Manchester, dort gibt es sehr gute Clubs und Techno wird auch immer populärer in England.

Du bist dieses Jahr nach Berlin gezogen, weshalb?

Fast all meine DJ Gigs sind ausserhalb von England und ich wollte in einer Stadt leben in der Techno stärker ist und es eine lebendige Szene gibt, die mich auch inspiriert. Als kleiner Teenager war ich oft in Deutschland und es hat mir immer gefallen. Wenn man Techno mag, spielt oder produziert, gibt es für mich kein besseres Land.

Man kann sagen das Techno zur Zeit eine Renaissance durchmacht, es gibt wieder sehr viele neue Produzenten, Labels und DJs und in den Clubs läuft wieder mehr Techno. Was meinst du könnte der Grund für den Aufwind sein?

Ich glaube die Technoszene wurde in den letzten Jahren sehr aufgefrischt, gerade durch die vielen neuen Produzenten und Labels. Der aktuelle Techno hat wieder mehr rawness und hat ein bisschen den Touch der 90er Jahre. Vielleicht ist das der Grund weshalb Techno wieder so stark ist.

Du wirst bald dein eigenes Label starten, was können wir von dem Label erwarten?

Das Label wird "Raw Materials" heißen. Die erste EP kommt im Dezember raus, das sind dann 4 Tracks von mir selbst. Darüber hinaus werden auch bekannte Acts veröffentlichen, aber ich möchte auch neuen Künstlern eine Plattform bieten.

Was sind für 2013 deine Pläne?

Ich habe viel geplant! Ich werde viel Zeit im Studio verbringen und mich auf mein Label konzentrieren und arbeite auch schon an meinem Album. Nach gut 20 Jahren in denen Techno meine Musik ist, ist es jetzt die Zeit für mich. Ich freue mich auch sehr auf die Gigs 2013, die Abenteuer und die Menschen die ich treffen werde.

Text: HJ

Gast