Tech Talk mit Dadub

Dadub, das sind Daniele Antezza und Giovanni Conti. Die beiden lernten sich fern ab ihrer italienischen Heimat in Berlin kennen und entdeckten nach ihrem ersten Treffen relativ bald ihre musikalischen Parallelen.

Dadub, das sind Daniele Antezza und Giovanni Conti. Die beiden lernten sich fern ab ihrer italienischen Heimat in Berlin kennen und entdeckten nach ihrem ersten Treffen relativ bald ihre musikalischen Parallelen. Als Dadub bespielten sie das Sonar, das Melt! und Clubs von Berlin bis Moskau. Ihre Mixsets für CLR oder Electric Deluxe sind unverwechselbar und ihre Produktionen spannen einen weiten Bogen von Dub über die dunkelsten Ecken des Techno bis hin zu Ambient. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus ihr Artefacts Mastering Studio, das sich schnell weit über die Grenzen Berlins einen Namen gemacht hat. Höchste Zeit sich mit ihnen zu unterhalten.

Ihr benutzt Abelton Live für eure Live Sets und Produktionen?

Ja, wir nutzen Ableton um live zu spielen und es ist unsere Ausgangssoftware wenn wir produzieren.

Warum habt ihr euch ausgerechnet für Ableton entschieden?

Es erlaubt uns den Fokus auf unsere Kreativität zu richten, anstatt Zeit an technische Angelegenheiten zu vergeuden. Es ist einfach großartig, wie einfach wir damit unsere Loops kreieren und editieren können. Wir bauen uns komplexe Matritzen aus Sidechains und Effekten, die wir sowohl live, als auch in unseren Produktionen nutzen. Wir nutzen Ableton mehr wie eine Echtzeit Resynthese Plattform statt einfach nur einem Ort an dem wir unsere Songs und Sounds machen.   

Worin liegen für euch die Vorzüge?

Die Vorzüge liegen für uns darin, dass wir unseren Intentionen und Emotionen schnell und ohne Umwege eine Form geben können.

Eure Produktionen sind voller Hall und Delays. Verwendet ihr hauptsächlich die Ableton Plug-ins oder auch andere Effekte?

Wir nutzen vielfach die  Ableton-Effekte, wobei wir das klangliche Ergebnis und versuchen, die etwas künstliche und digitale Klangfarbe, die für nackte Ableton Plug-in so typisch ist, heraus zu filtern und zu kaschieren. Das einzige Hardware Tool das wir nutzen, ist eine alte Maschine von Boss, die japanische Gitarren-Effektpedale imitiert. Für unseren Geschmack ist ihr Charakter nahezu perfekt.

Arbeitet ihr eher Sample-basiert oder kreiert ihr die Sounds, mit denen ihr arbeitet, selbst?

Wir lieben es unsere Sound selbst zu kreieren. Es kann ein Reaktor Patch, ein Experiment mit digitaler Synthese in MaxMsp sein, oder wir verbringen Stunden damit unsere Sounds zu dubben und verschiedene Variationen übereinander zu legen. Was wir am Ende fest halten wollen, ist eine rhythmische Textur, die etwas transportiert. Wir legen den Fokus nicht so sehr auf die Tools die wir verwenden. Aus diesem Grund, spielt schon die Postproduktion eine wichtige Rolle, in der wir versuchen den Sounds Charakter zu geben. Wir versuchen selbst während des Mixing- und Mastering-Prozesses unserer Tracks  kreativ zu sein und da hilft uns unsere Outboard-Kette sehr.   

Wie startet ihr üblicherweise eine Session?

Da gibt es keine feste Regeln, es ist immer ein spontaner Prozess. Ausgangspunkt kann ein einziger Drum Loop oder eine Synth Line sein, dann erstellen wir Variationen des ursprünglichen Loops und versuchen einen erzählerischen Flow hinein zu bringen. Anschließend hören und prüfen wir das Ergebnis in vielen fortlaufenden Schritten.

Wie teilt ihr euch die „Arbeit“ während des Produktionsprozesses?

Wir versuchen unsere Emotionen und Gefühle in Bezug auf das, was wir produzieren, zu verstehen. Manchmal können wir in jedem Teil des Produktionsprozesses zusammen arbeiten und manchmal geht es einfach gar nicht. Das wichtigste Ziel ist ein wirklich emotionaler Track. Alles folgt dieser grundlegenden Regel. Wir wollen nicht an einer bereits vordefinierten Ästhetik kleben bleiben. Sagen wir’s so: Der Track bestimmt wo es langgeht. Wir versuchen unsere Egos und unser Vorwissen soweit es geht hinten an zu stellen und folgen unserer Intuition und der Richtung die der entstehende Track uns weist. Jedes Projekt ist eine völlig neue Erfahrung.

Wie ist das bei euren live-Shows?  Welchen Part übernimmst du, Gio, und welchen du, Dan?

Dan: Ich kümmere mich in Echtzeit um das Arrangement der Clips.
Gio:  Und ich bekomme dann das Output Signal von Daniele und schicke es durch viele parallele Send-Kanäle und mische sie untereinander. So kreiere ich die Bewegungen und die Geschichte die dabei herauskommt.

Was für Equipment nutzt ihr wenn ihr live spielt?

Wir verwenden Laptops, gute Soundkarten und MIDI Controller.

Geht das etwas genauer?

Dan: Bei mir wechselt das ständig. Momentan nutze ich einen AKAI APC20 und ein paar Geräte aus der KORG nano Serie. Billig, aber sehr effizient.
Gio: Ich hänge immer noch an meinem zwölf Jahre alten Evolution X-session, dazu ein Korg padKONTROL, ein Behringer BCR2000 und noch ein paar andere Dinge, die ich gerade ausprobiere. Und natürlich meine Apogee Duet Soundkarte.

Wie verständigt ihr euch während eurer Auftritte?

Wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf, welche Wirkung das Set auf unser Publikum hat. Es ist wirklich wichtig die richtige Dynamik zu schaffen, eine Art Zusammenspiel zwischen uns und dem Publikum. Meistens reden wir fast gar nicht, sondern folgen unserem Instinkt und der Musik.
Wir sind nicht daran interessiert irgendjemandem zu zeigen, was wir können, oder was für tolle Sound Designer wir sind. Unser Technik-Know-How ist nur ein Werkzeug für ein viel wichtigeres Ziel: der Austausch von Energie zwischen uns und dem Publikum. Wir sehen unseren live-Act als eine Art ursprüngliche, organische und manchmal mystischen Erfahrung. Was und wie wir spielen, hängt mehr vom Publikum ab, als von einem vordefinierten Set.

Was verwendet ihr an Hardware in euren Produktionen und könnt ihr uns etwas darüber erzählen?

Wir haben eine digital/analog Hybrid Setup bestehend aus einem API 2500 Kompressor, einem Safesound Dynamic Toolbox Kompressor, einem Avalon 2055 EQ, einem Drawmer 1962 Röhren Vorverstärker, Neumann W492 EQs, Filtek MK7 EQs, Overstayer Kompressoren FET und VCA, customizte Parametrische Eqs von TC Electronics, Aphex Compellor Limiter die mal Conrad Plank gehörten, einem der einflussreichsten Produzenten der modernen elektronischen Musikszene. Auch wenn es meistens auf Bypass steht, lassen wir es im Rack, da von dieser Einheit ein extrem guter Spirit ausgeht. An Plug-ins verwenden wir am häufigsten den DMG Audio Compassion und EQ, den Stillwell Rocket Kompressor und den SPAN Analyzer und MSED von Voxengo. Wir neigen dazu Plug-ins meist nur für feine Korrekturen und substraktives EQing, das Outboard Equipment hingegen für den größten Teil der Arbeit zu verwenden.

Rebecca Neff