Tech Talk mit Sigha
Sigha ist wohl einer der Durchstarter der andauernden Techno und Dubstep Verschmelzung. Aus beiden Lagern erntet er massig Lob, von Mary Anne Hobbs, Marcel Dettmann bis hin zu Pangaea. Seit geraumer Zeit machte er mit Releases auf dem Label Hotflush, dessen Background eher im Dubstep liegt, die sich aber verdächtig technoid anhörten auf sich aufmerksam. Ende Oktober erschien sein aktuelles Album „living with ghosts“ auf Hotflush. Wir haben ihn zu einem Interview getroffen und ihn ein wenig ausgefragt.
Hallo James, in welcher Umgebung machst du Musik?
Im Moment mache ich die meiste Musik in meiner Wohnung in Berlin. Ich habe mit jemandem zusammen auch ein Studio hier, aber ich genieße die Freiheit, die mir ein Set up zu Hause gibt. Du kannst Kreativität nicht nach einer Uhr stellen und so finde ich mich oft zu seltsamen Uhrzeiten wieder, wie ich morgens um 05:00 einen neuen Track anfange.
Mit was für Equipment arbeitest du aktuell?
Im Moment arbeite ich komplett softwarebasiert. Ich verwende Field Recordings und ein paar alte Gitarrenpedale, aber 99% der Musik entsteht am Rechner. Software seitig ist alles was ich bisher veröffentlicht habe mit Cubase und Reason entstanden. Außerdem sind ein paar Sachen auf dem neuen Album mit Ableton entstanden. Mit Ableton habe ich die letzten Wochen viel rum gespielt, nach dem Shifted mich überzeugt hatte es mal auzuprobieren. Ich denke es ist immer inspirierend seine Abläufe von Zeit zu Zeit zu verändern.
Favorisierst du bestimmte Tools und was macht sie für dich besonders?
Das ist eine schwere Frage, ich muss sagen, dass ich über den Entstehungsprozess des Albums hinweg Reason für mich wieder entdeckt habe. Reason ist meiner Meinung nach ein völlig unterschätztes Programm. Die Leute denken wenn etwas so simpel erscheint, kann es kein professioneller Standard sein. Aber es bietet einige seht interessante Features die komplexere Programme wie Cubase oder Logic nicht zulassen. Das Routing auf der Rückseite des Racks ist einfach großartig. Außerdem liebe ich meine Bodentreter, die ich noch aus meinen Tagen als Gitarrist habe. Wenn man ein Signal durch eine Kette dieser Effektgeräte schickt kommt am Ende einfach etwas total einzigarties heraus, besonders wenn die Effekte alt und kaputt sind. (lacht) In diesem Fall erzähle ich euch aber nicht was sich nutze-sorry.
Was nutzt du für deine Gigs?
Ich bin wirklich oldschool. Ich lege mit zwei Technics 1210, zwei Pioneer CDJ 2000 und einen Allen and Heath Xone92.
Was macht für dich dieses Set up aus?
Ich spiele immer noch soviel Vinyl wie möglich und reise immer mit einer Tasche voller Hard Wax. Für mich ist das ein wichtiger Teil dieser Kultur und mir macht es einfach mehr Spass Musik auf diese Art zu spielen. Es interessiert mich nicht im geringsten was andere DJs machen, ich bin von dieser CD/Laptop/Vinyl Diskussion endlos gelangweilt. So lange Musik gespielt wird und die Sound Qualität stimmt ist mir das Medium völlig egal. Das ist eine persönliche Entscheidung. Durch die viele noch unveröffentlichte Musik die ich spiele, haben die CDJs ihren Weg in mein Set gefunden. Es hat eine Weile gedauert bis ich mich mit dem Gefühl im Club CDs zu spielen angefreundet hatte aber mittlerweile liebe ich die CDJ 2000. Der Xone 92 ist in 90% der Clubs der Standard Mixer und ich bin mit ihm einfach besten vertraut. Es ist wichtig dass man sich mit seinem Set up wohl fühlt, gerade wenn man längere Sets spielt.
Wer macht das Mastering für deine Tracks?
Matt Colton von Alchemy Mastering in London. Ich kann ihn wirklich nicht genug empfehlen. Ich habe ihn getroffen als er an meiner Blueprint Ep arbeitete, seit dem hat er jede 12“ gemastert, wie auch das Album auf Hotflush und die Singles. Ich habe in der Vergangenheit auch die Arbeit von anderen Mastering Engineers in Anspruch genommen, würde aber zu niemand anderem mehr gehen. Es ist so wichtig jemanden haben, dem man vertraut und der den eigenen Sound versteht. Matt weis genau was für einen Sound ich möchte.
Wie gehst du an ein neues Projekt heran?
Das hängt davon ab, was ich machen möchte, im Falle eines „klassischen“ Techno Tracks, beginne ich mit den Drums, also einer Kick und ein paar fetten Pattern, bis ich etwas habe das groovt. Danach baue ich eine Bassline bzw. kümmere mich erstmal um die Basis. So habe ich ein solides Fundament bevor ich mich daran mache den Rest darüber zu schichten. Wenn ich etwas Abstrakteres ausarbeite, ist meine Vorgehensweise weniger fest. Wahrscheinlich genieße ich es des halb so sehr an so etwas zu arbeiten. Bei meinem Ambient Sound geht es in der Entstehungsphase viel mehr um das Experimentieren. Für Aokigoarah entstanden zum Beispiel alle Parts einzeln und ich habe sie dann erst in einem neuen Projekt zusammen gefügt. Dabei habe ich ganze vier Tracks zusammen gefügt. Danach habe ich die einzelnen Stränge miteinander verknüpft und es hat stimmig geklungen. Mittlerweile glaube ich, dass alle Ambient Tracks auf der EP auf diese Weise entstanden sind.
Kannst du uns noch etwas über deinen musikalischen Background erzählen-die Musik die du heute machst, ist ziemlich rough und auf bis auf das Wesentliche reduziert, aber woher kommst du musikalisch?
Ich bin mit der Rockmusik meiner Mutter aufgewachsen, alles von Jimmy Hendrix, Led Zeppelin, Bowie bis Simon and Garfunkle. Als ich dann älter war habe ich angefangen mich intensiver mit Musik zu beschäftigen und bin kurzzeitig zu Punk gekommen, bevor ich dann Grunge und Bands wie Sonic Youth, Mud Honey, The Melvins, Slow Dive und MBF für mich entdeckt habe. Mit der Zeit hat mich dann extreme und experimentellere Musik wie Acid Mothers Temple immer mehr angezogen. Ich war dann auf einer Musik Hochschule und bin dort über Techno gestolpert, was meine erste richtige Einführung in Dance Music war und wofür damals ich sehr empfänglich war.
Danke James!
(PK)