Interview Snerft

„Wir sind poppig wie eine Dose CornedBeef. Wir sind punkig wie Riemenschühchen. Wir machen keinen Trash. Wir meinen das ernst. Wir lieben das Leben. Wir sehnen uns nach Steak und Sahne. Wir sind Männer. Wir sind zu fünft. Wir sind stark. Wir haben Bärte. Wir sind ein Team. Und einer von uns sehnt sich nach Feldsalat.“

Eine äußerst rational und nüchtern formulierte Selbstbeschreibung. Snerft ist eine Band aus Darmstadt, welche sich seit einiger Zeit auf die Fahnen geschrieben hat, den Olymp des musikalischen Dadaismus zu erklimmen. Das erste offizielle Release "Snerft - Wie Hölle" ist nun Grund genug, um den Jungs mal in Form eines Interviews auf den Zahn zu fühlen. Rede und Antwort standen hierbei Jonathan Zeitz und Nesh Vonk.

 

Wie kommt man auf den Gedanken, eine Band wie Snerft ins Leben zu rufen und aus wie vielen Mitgliedern besteht sie?

Wir kannten uns bereits vorher sowohl privat als auch durch gemeinsame Arbeit in der Late Night Show des Schlosskellers in Darmstadt. Gegründet wurde Snerft, während wir 2 Coversongs produziert haben. Einer davon war ein Cover von 2 Unlimited (No Limits), ein anderer war derart schlecht, dass er bis heute nicht veröffentlicht wurde. Abseits dessen haben wir unter anderem Namen (Mümbling Grumbacher Feuerwehr-Blueskapelle smack the System) für die Late Night Show die Film-Musik produziert und dort pro Folge eins unserer komponierten Stücke zum Besten gegeben. Inzwischen setzt sich Snerft nach mehreren Umbesetzungen aus eben uns, Edgar Kraft, Fred Zimmermann und David Hilkert, zusammen.

Wie kann dem geneigten Leser euer musikalischer Stil beschrieben werden und wie ist das Feedback der Menschen, welche eure Musik zum ersten Mal hören?

Also..*lange Pause samt Gelächter*.. das ist schwierig. Es gibt Aufnahmen von unserem Auftritt auf dem diesjährigen Nonstock Festival. Dort stehen Menschen und starren ausdruckslos mit offenem Mund auf die Bühne. Einige grinsen verzweifelt, leicht wahnsinnig. Was man bei Snerft wissen muss: Unser Wahnsinn hat Methode. Jeder Text ist ein Psychogramm, eine Beschreibung des Seelenzustandes eines bestimmten Charakters, sei es ein neu-rechter esoterischer Verschwörungstheoretiker oder ein „Egofucker“, der einfach denkt, dass er der geilste Mensch auf diesem Planeten ist. Als Fazit kann man da vielleicht sagen: Die Qualität der Musik und die Verständlichkeit der Texte steigt und fällt mit dem IQ des Rezipienten.

Snerft ist daher zur Hälfte Band und zur Hälfte Kunstprojekt. Von der Bandseite aus setzen wir uns musikalisch aus vielen Stilrichtungen zusammen. Da sei Punk zu nennen, aber auch Jungle, Reggae, Ska und vieles anderes. Von diesen Einflüssen ist aber nicht unbedingt auf jedem Song etwas zu hören, da sich Liveperformance und Studioaufnahme durch Improvisation teilweise drastisch voneinander unterscheiden. So wird aus Goth, Powerpop und Hip Hop live Ska, Surfpunk und Glamrock. So in etwa. Seltsames Liedgut ist unser Auftrag.

Gibt es musikalische Vorbilder, die in euren Stil einfließen? Und was für Hard- /Software abseits klassischer Musikinstrumente benutzt ihr?

Es gibt natürlich musikalische Vorbilder, Mike Patton (Faith no More/ Fantomas ect.) wäre eins davon. Allerdings wird man einen hörbaren Einfluss bei Snerft nahezu vergebens suchen. Und bei jedem Mitglied sind die Einflüsse deutlich verschieden. Von Rock über Goth zu Hip Hop usw. In einem Produktionsprozess benutzen wir, im Gegensatz zu anderen Künstlern, Einflüsse von außen, allerdings gewollt, um unseren Produktionen einen gewissen Stil zu verpassen. Will man poppig klingen, sollte man vorher halt eine Stunde lang Lady Gaga hören. Dennoch wird man in den seltensten Fällen darauf kommen, was für eine Art von Musik oder im Extremfall ein Stück uns beeinflusst hat.

Abseits der klassischen Schlagzeug / Gitarre / Bass / Keyboard- Nummer könnte man z.B. Fruity Loops und Cubase in der Produktionsphase benutzen. Und rein zufällig machen wir das auch. Gemastert wird das ganze genau dort, wo auch alles andere entsteht: Im Wohnzimmer.

Ihr habt ja nun schon 2 Alben fertiggestellt, wenngleich das ältere von beiden nun erst nach „Wie Hölle“ veröffentlicht wird. Wie ist das ganze weiterhin geplant, wie schätzt ihr einen kommerziellen Erfolg von Snerft ein?

Veröffentlichen werden wir das ganze am 23.9.2014 über Michael Teichert bzw. sein Label Rohstoff Records. Zuerst wird das Album „Wie Hölle“ per ITunes zu erwerben sein, im nächsten Jahr wird es auch einen physischen Tonträger geben. Das vorherig entstandene Album “Aber ganz schön“ wird einen Monat später über denselben Vertriebsweg erscheinen. Zuerst also alles online, nach und nach dann als haptische Tonträger. Bei der Frage nach Erfolg: Wir sind viel zu durch, um jemals wirklich kommerziell erfolgreich zu werden. Alleine durch Sprachbarrieren wird es da keinen internationalen Erfolg geben, da wir nur auf Deutsch texten. Abseits dessen haben wir Snerft nicht mit dem Ziel gegründet, reich zu werden. Wir würden uns aber natürlich auch nicht darüber beschweren, wenn wir reich werden. Das Potential ist auf jeden Fall da, wenngleich die Chancen auch nicht allzu groß sind. Die mit ihrer Musik erfolgreichen Menschen, welche wir kennen, wischen nebenher Tische in Cafès ab oder arbeiten hinter der Theke.

Blicken wir mal ein wenig in die Zukunft, gibt es konkrete Ziele für Snerft?

Snerft will auf jeden Fall auf der Bühne mit einer Gruppe Cheerleadern zusammenarbeiten, Snerft will noch mit diversen Schülerbands auftreten und Snerft will in Zukunft mehr in Richtung Methcore gehen. Mike Patton und sein Gesamtwerk seien hier abermals als Vorbild genannt. Abseits dessen steht verstärkte Zusammenarbeit mit Musikern auf dem Programm, Bläsersätze ect. Seit neuestem haben wir mit Hendrik Dingler noch jemanden für Scratches mit dabei, auch das wird sehr interessant. Eventuell wird in zukünftigen Produktionen mehr Platz für Instrumente gelassen und die Anzahl der Vocals etwas reduziert. Es soll rockiger werden. Es soll ruhiger werden. Auf jeden Fall müssen wir an unserer Live-Performance arbeiten. Es wird Käfige bei zukünftigen Auftritten geben. Der Performancekünstler Florian Huber hat Käfige gebastelt, und so stellen wir uns halt rein. Vielleicht stellen wir auch nur den Joze (Jonathan, Keyboard) in einen Käfig, da er sich halt am wenigsten bewegt. Was genau Huber sich mit den Käfigen gedacht hat, wissen wir nicht. Aber er wird sich schon was dabei gedacht haben.

Text: KP

Bilder: Snerft

www.snerft.net

www.rohstoff-records.de

Isabel Feller