Blank

nach dem ersten Release ist vor dem Zweiten

In der Clubszene vergeht die Zeit noch schneller als auf der Tanzfläche selbst. Reihen, Labels, Läden und DJs schießen wie Pilze aus dem Boden, breiten sich aus wie Seuchen und sterben dann wie die Fliegen. Doch mit dem Tempo, das Blank in den ersten 20 Monaten hingelegt hat, können nur die wenigsten mithalten. Und anscheinend geht ihnen auch nicht allzu schnell die Luft aus, die Feierei ist nämlich nur die Spitze des Eisbergs. Blank ist als Blog und Party mittlerweile überregional erfolgreich und auf dem besten Wege, sich im internationalen Clubmusik-Underground als Label zu etablieren.



Anfang 2012 wunderte man sich in der Disco Zwei noch über das kryptische Design, die nüchterne Sprache, die internationalen DJs und ihren damals für hiesige Ohren ungewohnt basslastigen Sound. Inzwischen sind damalige Gäste wie Disclosure oder George FitzGerald bekannte Namen und ihre Scheiben stecken in so mancher teutonischen Plattenkiste. Das Konzept, riskante Bookings und Deutschlandpremieren zu präsentieren und selbst eher im Hintergrund zu bleiben, ziehen die fünf Jungs von Blank seit Ende 2012 auch im KlubK durch. Und obwohl der Spagat zwischen Mannheim und Heidelberg ungewöhnlich erscheint, entsteht durch schnelle Übergänge, schamlose Partytracks und überraschende Genrewechsel unabhängig von Stadt und Club immer eine typische Form der Ausgelassenheit. Das Vorbild ist der eklektische Style jener neuen internationalen Feierszene, die sich zwar diffus in London, auf Ibiza und bei einigen kroatischen Festivals konzentriert, aber sonst nur schwer festzumachen und bis heute namenlos geblieben ist. Unverkennbar wurzelt der Sound immer noch irgendwo zwischen Detroit und Chicago, hat sich aber im Laufe der Jahre vollgesogen mit Elementen aus der Bass Music der späten Nullerjahre und dem Garage-Revival. Ein heterogener Entwurf von Clubmusik also, der in engem Zusammenhang steht mit der räumlich-zeitlichen Gleichmacherei des Internets. Der schlichte und sehr sachliche Blog von Blank hat sich für das Meer an Releases in diesem Bereich als deutschsprachiger Kompass etabliert und verrät meistens auch, in welche Richtung sich der Sound der Blank-DJs und ihrer Party entwickelt. Dazu gehört mittlerweile auch die sorgfältig kuratierte Blank-Mix-Series, die jeden Monat einen aufstrebenden internationalen Artist präsentiert. 



Die Labeltätigkeit ist die neueste Sparte von Blank, aber gleichzeitig wahrscheinlich auch die vielversprechendste und am schnellsten wachsende. Im April überzeugten die Blank-Macher einige Newcomer und befreundetete Produzenten Tracks für eine kostenlose Compilation herzugeben. Die Releaseparty platzte aus allen Nähten, aber vor allem begannen tatsächlich internationale Medien über den eigenartigen Sampler zu berichten. Die amerikanische Clubmusik-Institution XLR8R veröffentlichte eine Preview, unzählige kleinere Blogs und einige namhafte DJs feierten einzelne Tracks. In kürzester Zeit gewann Blank über 3000 Facebook-Fans und fast 1000 Followers auf Soundcloud hinzu. Der Erfolg kam so unerwartet, dass der viel zu kleine Downloadserver sofort zusammenbrach, als der mächtige Youtube-Channel Majestic Casual den Track von Pathetic Waste of Talent postete, der inzwischen über 200.000 Plays im Internet angesammelt hat. Andere beteiligte Artists wie Ennio (Hamburg), ManooZ (Mannheim) oder CutOff!CutOff! (Berlin) starten gerade mit eigenen Releases durch, aber bleiben dem Kollektiv als Teil des Blank-Artist-Pools treu. 



Die Zukunft ist mindestens genauso turbulent, die ersten eigenen Events in Hamburg und Berlin stehen und bevor es im neuen Jahr richtig losgeht mit dem Label ist für Anfang Dezember noch ein zweiter kostenloser Sampler geplant, diesmal mit Produzenten aus Ländern wie UK, Frankreich, Finnland und Japan. Wir ahnen also wo die Reise hingeht und hoffen, dass uns die Partynächte in den Clubs der Region noch eine Weile erhalten bleiben - die Eröffnung eines eigenen Studios im neuen Heidelberger Kreativwirtschaftszentrum Dezernat 16 ist allerdings schon mal ein positives Signal.


Rebecca Neff