Lesebühnen und Poetry Slams in Frankfurt

Buchmesse, Literaturhaus, Buchhändlerschule, Verlage und literarische Events

Frankfurt ist zweifellos die Hauptstadt des Buches. Besonders auf den Lesebühnen und Poetry Slams zeigt die junge Literaturszene Vielfalt und Feuer.

Einzigartige Literatur-Projekte

Frankfurt besticht seit langem mit seinen einzigartigen Literatur-Projekten: Die Plattform bookster-frankfurt.de portraitiert jede Woche eine Persönlichkeit aus der regionalen Buchszene und zeigt so ein vielschichtiges Bild der Szene. Wer mitten im Alltag einen poetischen Anreiz braucht, kann schon seit 1990 beim Literaturtelefon Frankfurt des Verbandes deutscher Schriftsteller anrufen und sechs Minuten Literatur, geschrieben und gelesen von Frankfurter Autoren, genießen.
Auch mit dem Festival LiteraTurm, dem Lesefest Open Books, den Frankfurter Premieren und den Lyriktagen hat die Stadt in den vergangenen zehn Jahren an Strahlkraft dazu gewonnen. Und gerade in jüngster Vergangenheit präsentieren sich junge Literaten zunehmend auf immer neuen Lesebühnen und Poetry Slams und lassen eine literarische Subkultur aufblühen.

Lesebühnen und Literaturreihen

Besucher aus ganz Frankfurt lockt seit 2001 „Die Lesebühne Ihres Vertrauens“, die erste ihrer Art in Frankfurt. Jeden zweiten Sonntag des Monats werden in der Kabarett-Reihe kurze Kabarett-, Prosa- und Dramatik-Beiträge vorgestellt. Heimat der Lesebühne ist seit November 2009 der PONYHOF in Sachsenhausen.
Seit Februar 2011 lädt an jedem letzten Mittwoch im Monat die Reihe „text&beat“ zu Lesungen und Diskussionen ins Orange Peel. Die Veranstalter wollen Literatur jenseits der eingesessenen Orte und Formen präsentieren: Deshalb wurden das Bahnhofsviertel literarisch erschlossen und Lesungen zu Lesekonzerten, Tanz-, Film- und Kunstveranstaltungen gewandelt. Das Format wird von der Stadt gefördert, um eine literarische Subkultur zu stärken.
Auf der „Lesebühne des Glücks“ im „Glück ist jetzt!“ treffen sich seit April 2012 jeden zweiten Freitag im Monat Autoren und Leser und diskutieren ausgiebig über die Texte. Seinen erst zweiten Geburtstag feiert im Juni die Literaturveranstaltung „Theke. Texte. Temperamente.“ Seit der Taufe im Juni 2014 hat sich die Reihe zur vermutlich erfolgreichsten unsubventionierten Literaturveranstaltungsreihe Frankfurts entwickelt. Zu der moderierten Literaturveranstaltung mit jeweils zwei Gästen und Musikbegleitung kommen vor allem junge Studenten, Kreative und Barliebhaber in die jeweilige Kneipe.



Literarischer Wettbewerb auf den Slams

Weniger diskutiert und mehr bewertet wird bei den Poetry Slams. Diese sind längst kein einsames Phänomen des Undergrounds mehr. Der Frankfurt-Slam im Café 1 der Fachhochschule etwa ist zur Berühmtheit gelangt. Jeden zweiten Freitag im Monat lassen sich mehr als 250 Menschen von der Verheißung auf spannende literarische Kurztexte locken. In einem offenen Bühnenwettbewerb werden diese vorgetragen und vom Publikum bewertet. Der Frankfurter Soundpoet und Poetry Slam Veranstalter Dirk Hülstrunk hat die Reihe 1996 gegründet.
Neben den regulären Poetry Slams ziehen zahlreiche Specials mit überregionalen und internationalen Gästen Interessierte an, ebenso wie Sonderveranstaltungen wie der Jazz Poetry Slam, Open Air Poetry Slams, der Buchmessenslam im Lesezelt sowie Poetry Slams in Museen oder anderswo. Seit 2007 treffen sich einmal jährlich Jugendliche zum U20 Poetry Slam im Mousonturm.
„Frankfurts härtester Slam“ ist vermutlich der „Best of Poetry Slam“ im Saalbau Bornheim. Beim „größten, besten und fiesesten Slam“ treten Landes- und Bundesmeister, Kulturpreisträger und publizierende AutorInnen viermal im Jahr im K.O.-System vor 900 Juroren gegeneinander an. Jüngster Wettstreit ist der „Slam namens Horst“ im HoRsT. Seit rund drei Monaten lesen immer am ersten Donnerstag des Monats sechs Poeten um die Gunst des Publikums.

Blühende Szene – blühender Tourismus

Für Frankfurt ist diese blühende Szene ein Segen. Die Kleinkunstbühnen, Barkultur und Literaten der Stadt ziehen Besucher an und bringen neue Impulse für den Tourismus. Auch für die Literaten selbst kann die Bühnen- und Schreiberfahrung vorteilhaft sein, etwa für einen Job: Ein direkter Einstieg in Verlage, Bibliotheken, Universitäten oder Redaktionen gelingt leichter, hat man sich erstmal einen Namen gemacht. Liest man auf stepstone.de entsprechende Stellenanzeigen, lassen sich Texter- und Präsentations-Fähigkeiten zudem hervorragend in der Öffentlichkeitsarbeit oder dem Marketing von Unternehmen und Organisationen einsetzen.
Die Frankfurter Poetry-Slam-Autoren stehen übrigens längst nicht mehr nur auf der Bühne, sie erobern sich auch zunehmend den Büchermarkt. Mittlerweile hat sich eine slamaffine Verlagsszene entwickelt. Der Podcast "Knallfabet" von radio x gibt regelmäßig aktuelle Informationen zu Poetry Slams und Lesungen und stellt neue Bücher aus der Szene vor.

Artikelfoto: Ellen Deckwitz @ National Championship of Poetry Slam by Transtromer - GNU Free Documentation License 1.2 / Contentfoto: © rolffimages / Fotolia

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