GEMA Tarifreform

Geht die Musik aus?

Der Eine oder Andere wird die Diskussion im Internet mitbekommen haben: Die GEMA plant eine Reform ihrer Tarife für die Wiedergabe von Musik ab Januar 2013. Künftig sollen die bisherigen elf Tarife zu nur noch zwei Tarifen zusammengefasst. Das bedeutet für viele Veranstalter, Clubs und Diskothekenbetreiber Erhöhungen ihrer Abgaben – teilweise um bis zu 1400%. So soll beispielsweise eine Musikkneipe mit einer Raumgröße von 110 qm, die keinen Eintritt und laute Musik vom Laptop zwischen 20:00 und 2:00 Uhr spielt bei 4 Öffnungstagen in der Woche statt bisher 1.336,45 Euro stattliche 22.523,07 Euro bezahlen.

Generell wäre eine Anpassung der Tarife bei einer gerechten Verteilung der Einnahmen ja vertretbar, allerdings funktioniert das System der GEMA leider nach den Prinzip eines Verteilungsschlüssels, der das meiste Geld an diejenigen ausschüttet, die nach dem Kastensystem der GEMA bereits zu den Vierlverdienern gehören.

Die Idee einer Verwertungsgesellschaft, die im Namen der Komponisten und Textdichter deren Urheberrechte wahrnimmt und für diese das Geld bei den Verwertern der Musik einsammelt, ist prinzipiell lobenswert – funktioniert aber leider in der heutigen Zeit nicht mehr so richtig. Würde jeder House-, Techno- oder Ambient-DJ eine Playlist mit Informationen zur Urheberschaft der von Ihm an einem Abend gespielten Songs vorlegen, könnte man eventuell argumentieren, dass nicht genug Gema-gemeldete Urheber gespielt werden um den ursprünglichen Verwertungsauftrag noch auszuführen. Aber dies ist wohl in den nächsten Jahren nicht absehbar.

Realistisch ist folgendes Bild: Diskothekenbetreiber und Veranstalter müssen entweder massiv ihre Preise erhöhen oder ihr Geschäftsmodell aufgeben. Olaf Möller, der politische Sprecher des Bundesverbandes „LiveKomm“, der Interessenvertretung von Live- und Musik-Clubs, sagt hierzu in einem Interview mit dem Internetportal irights.info: „Weil ich die Gewinnmargen der Clubs kenne, kann ich da nur sagen: Seht zu wie ihr aus euren langfristigen Mietverträgen rauskommt, wenn das Modell durchkommt.“

Wie also geht’s nun weiter? Massenhaftes Clubsterben, Feiern nur noch für Besserverdienende oder am Ende sogar ein Einlenken der GEMA? Schwer zu sagen, allzu rosig sieht es aber wohl nicht aus. Der Lobbyverband GEMA entscheidet seit Jahren vorrangig mit Blick auf die eigenen Interessen, teilweise sogar in Konkurrenz mit den wirtschaftlichen und künstlerischen Interessen seiner Mitglieder. Während das Live-Geschäft seit einigen Jahren eine der wenigen stabilen Einnahmequellen der Künstler ist,
werden gleichzeitig unter dem Vorwand des Schutzes des Rechte der Urheber sukzessive Auftrittsmöglichkeiten eingeschränkt.

Wer zeigen will, dass er/sie mit der Vorgehensweise nicht einverstanden ist. Unter dem Link http://url9.de/jt2 findet man eine Petition gegen die Tarifreform der GEMA. Vielleicht hilft es ja was. Abgesehen davon bleibt zu hoffen, dass sich Vermarktungsinteressen, Kunstverständnis und Menschenverstand nicht zu Lasten der Musikkultur gegenseitig bekämpfen, sondern schnell eine langfristig tragfähige Perspektive für die Thematik gefunden wird.

Wir haben Euch zum Thema „Gema und Tarifreform“ befragt. An dieser Stelle wollen wir nochmal stark darauf hinweisen – informiert Euch, die Tarifreformen der Gema betreffen jeden.

Ben, 22:
Die GEMA treibt Gebühren für Dinge ein, die ihr nicht gehören. Ich bin informiert durch Artists, die im Internet darauf aufmerksam machen. Meiner Meinung nach fehlt die Transparenz bei der Gebührenerhöhung, da keine Gründe oder Argumente dafür angegeben werden. Wenn sich die Eintrittspreise erhöhen werde ich auch mein Ausgehverhalten ändern und ich denke, dass das auch viele andere tun werden. Die Petition gegen die GEMA  und ihre Gebührenerhöhung habe ich unterzeichnet und weiter verbreitet.

 

 

Alex, 28:
Eigentlich sammelt die GEMA Gebühren für die Künstler ein, zumindest sagt sie das. Allerdings verstehe ich die Logik hinter der Reformation der Gebühren nicht, da sich die Gebühren z.B. an der Größe der Clubs orientieren und die Künstler selbst nichts von dem Geld sehen. Ich habe mich darüber informiert, weil es mich interessiert und ich denke, dass die Auswirkungen der Erhöhung Veranstalter und Gast gleichermaßen hart treffen. Mein Ausgehverhalten wird sich wahrscheinlich mit der Erhöhung der Eintrittspreise ändern, weil ich ja auch nicht mehr verdienen werde.

 

Tobias, 27:
Ich habe über Internet und Freunde von der Gebührenerhöhung erfahren und würde auch, je nach dem welcher Act es ist,  deutlich höheren Eintritt zahlen, da Qualität eben kostet. Andererseits bin ich aber auch ein Freund von Gästeliste-Plätzen und niedrigen Getränkepreisen.

 

 

Jochen, 38:
Ich weiß nichts von der Gebührenerhöhung für Veranstaltungen, bin aber auch nicht bei Facebook. Ich würde auch höhere Eintrittsgelder zahlen, da ich eh nicht mehr so oft weg gehe- Aber eigentlich komme ich sowieso immer durch den Hintereingang rein.

Sarah, 22:
Ich kenne die GEMA nicht, habe aber davon gehört. Auch davon, dass es Erhöhungen gibt. Ich habe mich aber nicht weiter informiert und kann mir nicht vorstellen, wie sich das auswirken würde. Allerdings würde ich weniger oft weggehen, wenn die Eintrittspreise sich stark erhöhen.

Rebecca Neff